Prügelpolizisten wieder im Dienst

■ Zwangsbeurlaubung für Hamburger Beamte aufgehoben

Hamburg (taz) – Ein Hamburger Polizist kann Ausländer mißhandeln – im Dienst bleibt er trotzdem. Hamburgs neuer Innensenator Hartmut Wrocklage hat am Mittwoch abend die Suspendierung aller fünfundzwanzig Beamten des Einsatzzuges Mitte 1 aufgehoben. Den Polizisten war vorgeworfen worden, im Zellentrakt ihres Reviers in der Kirchenallee Ausländer provoziert und geprügelt zu haben. „Die Aufhebung der Zwangsbeurlaubungen bedeutet keine Entwarnung hinsichtlich der allgemeinen Vorwürfe“, versuchte Wrocklage seinen Schritt zu begründen. „Von Freispruch für die Beamten kann keine Rede sein.“ Bei den Ermittlungen habe sich aber kein hinreichender Tatverdacht gegen einzelne Beamte ergeben.

Gleichzeitig wurden weitere massive Vorwürfe gegen Beamte des in die Schlagzeilen geratenen Reviers laut. In einem Radiointerview warf ein Polizist seinen Kollegen vor, regelrechte „Hetzjagden“ auf Ausländer veranstaltet zu haben. Auf Anweisung des Reviereinsatzleiters hätten die Beamten im Morgengrauen Ausländer wahllos „wie eine Herde Vieh“ auf einem Platz in der Innenstadt zusammengetrieben. „Die Motivation des Einsatzleiters ist“, so der Interviewte, „daß er ziemliche Ressentiments gegen Ausländer hat, teilweise bis in den Rassismus hinein.“ Auf Anweisung des Einsatzleiters seien immer sieben bis acht Beamte im Streifenwagen losgefahren, um „Ausländer und Bimbos“ auf Trab zu halten.

Bei dem beschuldigten Einsatzleiter handelt es sich nach Informationen der taz um Christoph Stapmanns, Ex-Chef der berüchtigten Hamburger 16E-Schicht. Sie ist bereits so oft durch wahlloses Einprügeln auf Hausbesetzer und Demonstranten aufgefallen, daß schon amnesty international Stapmanns Menschenrechtsverletzungen vorwarf. 1990 wurde Stapmanns strafversetzt. Und ging dann im Revier in der Kirchenallee seiner Lieblingsbeschäftigung nach – Menschen mißhandeln.