Kleine Beiträge für ein großes Zeichen

■ Am morgigen 11. Todestag fehlen noch 16.000 Mark für das Denkmal, das an den Selbstmord von Cemal Altun erinnern soll

Am morgigen Dienstag ist es elf Jahre her, daß Cemal K. Altun aus Furcht vor seiner drohenden Auslieferung an die Türkei während der Gerichtsverhandlung aus dem sechsten Stockwerk des Verwaltungsgerichtes gesprungen und gestorben ist. Der Spendenaufruf der Bezirksbürgermeisterin von Charlottenburg, Monika Wissel (SPD), und der Präsidentin der Internationalen Liga für Menschenrechte, Alisa Fuss, zur Finanzierung eines Denkmals zur Erinnerung an Altuns Selbstmord brachte bisher erst ein Viertel der benötigten etwa 26.000 Mark ein.

Zeichen des Nachdenkens

Bezirksbürgermeisterin Wissel, die nicht nur Menschen mit „großem Portemonnaie“ ansprechen will, ist überzeugt, daß auch „kleine Beträge große Zeichen setzen können“. Mit dem Denkmal soll ein „wichtiges Zeichen des Trauerns und der Solidarität mit den Opfern von Verfolgung“ gesetzt werden, so Wissel. Zu ihrem 50. Geburtstag vor vier Wochen hatte sie gebeten, statt Geschenken Geld für das Denkmal zu spenden. Dabei sind immerhin 1.500 Mark zusammengekommen. Die Ausländerbeauftragte von Charlottenburg, Azize Tank, hofft, noch dieses Jahr mit der Umsetzung des Denkmals beginnen zu können. „Wenn wir die Hälfte zusammenhaben“, so Tank, „vergeben wir den Auftrag.“ Auch wenn der Tod Altuns morgen elf Jahre zurückliegt, ist solch ein Denkmal für Azize Tank nach wie vor wichtig. Sie hofft, daß es zum Nachdenken anregt, gerade in Zeiten, in denen die „Republikaner“ und die DVU eine unheilvolle Allianz eingehen. „Man darf den Parasiten nicht die Möglichkeit geben, Blut zu saugen“, zitiert sie ein türkisches Sprichwort.

Mahnwache

Nach langen Diskussionen war 1989 beschlossen worden, ein Denkmal an der Hardenbergstraße in der Nähe des Verwaltungsgerichts aufzustellen. Unter den nach einer Ausschreibung eingegangenen Vorschlägen war das Modell von Akbar Behkalam ausgewählt worden, der sich bereit erklärt hatte, seine Steinskulptur „aus innerer Überzeugung“ ohne Honorar anzufertigen.

Um an den Tod von Altun zu erinnern, dessen Asylgesuch nach seinem Selbstmord stattgegeben worden war, ruft SOS Rassismus an seinem morgigen 11. Todestag zu einer Mahnwache vor dem ehemaligen Gebäude des Verwaltungsgerichts auf.

Auch die Bezirksbürgermeisterin von Charlottenburg wird morgen in einer Gedenkveranstaltung im Rathaus Charlottenburg an Altun erinnern. Zur Leidensgeschichte von Cemal Altun werden Veronika Arendt-Rojahn von der Liga für Menschenrechte und Wolfgang Wieland von der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen sprechen, der Cemal Altuns Verteidiger war. Barbara Bollwahn

Mahnwache von SOS Rassismus: 15–17 Uhr, Hardenbergstraße 21–23; Gedenkveranstaltung der Internationalen Liga für Menschenrechte e.V. und der Ausländerbeauftragten von Charlottenburg: 19.30 Uhr im Bürgersaal des Rathauses Charlottenburg, Otto- Suhr-Allee 100

Spenden an: Postbank Berlin, 488 61 01, BLZ 100 100 10; Berliner Bank, 9908 00 8700, BLZ 100 200 00; Sparkasse, 7100 11 679, BLZ 100 500 00