Mit 266 Freiwilligen 60.000 Ruander versorgt

■ Care setzt trotz Kritik Hilfsaktion fort

Bonn (taz) – Die Hilfsorganisation Care weist die Kritik am Konzept ihrer Aktion „Menschlichkeit für Ruanda“ zurück und räumt lediglich Anfangsschwierigkeiten ein. Vertreter von Care hoben gestern vor der Presse in Bonn den Erfolg der ersten Einsatzgruppe hervor, die wegen der vorzeitigen Rückkehr von 44 der 266 Freiwilligen in die Diskussion geraten war. Nach Angaben des Care-Vorsitzenden Klaus Nöldner sind bereits jetzt 40.000, am Ende dieses Einsatzes etwa 60.000 Hilfsbedürftige von Care-Helfern geimpft oder medizinisch versorgt worden. Der Tropenmediziner und Care- Vorständler Erich Kröger, der am Tag zuvor aus Goma zurückgekehrt war, berichtete, daß die in 43 Teams eingeteilte Gruppe mittlerweile feste Aufgaben wahrnehme; die logistischen Probleme seien allerdings immens und seien vor der Aktion unterschätzt worden. Als Grund für den vorzeitigen Abbruch nannten die Care-Vertreter vor allem die Probleme der „internen Strukturierung“. Es habe sich herausgestellt, daß es außerordentlich schwierig sei, „250 Menschen von der Spitze her zu führen“. Nöldner verteidigte das Konzept jedoch ausdrücklich gegen den Vorwurf, die große Zahl und der kurzfristige Einsatz der Helfer seien nicht sinnvoll. Krankenschwestern und Ärzte könnten sich überall schnell einarbeiten, außerdem sei der freiwillige Einsatz kostengünstig. „Wir arbeiten mit Freiwilligen, die unentgeltlich tätig sind.“ Nöldner verwies auf die 60.000 Impfungen: „Das können wir mit wenigen niemals leisten.“ Nur ein Einsatz mit vielen Helfern erlaube Hilfe „von der Peripherie her“, bei der nicht der Kranke zum Arzt, sondern das medizinische Personal zu den Hilfsbedürftigen komme. Bei freiwilligen Einsätzen sei eine längere Dauer schwierig, weil die Beteiligten unentgeltlich arbeiten und ihre Arztpraxen oder Krankenhäuser nicht für längere Zeit verlassen könnten.

Hannelore Modi, eine der zurückgekehrten Care-Helferinnen, erklärte gegenüber der taz, Organisationsmängel wie fehlende Medikamente hätten die Arbeit so erschwert, daß es keinen Sinn mehr ergeben hätte. „Die Fehler“, so Modi, „wurden hier in Deutschland gemacht, die Care-Leitung in den Flüchtlingscamps von Krüger und Metzner war großartig.“ Modi hat als Helferin im Rahmen der Care-Hilfe einem Team der UN-Flüchtlingshilfe bei Impfungen assistiert. „Von hier aus kann man aber weitaus besser helfen als Care in den Lagern.“ Die Erklärung der Sprecherin von Care, Lilo Schön, die Rückkehrer seien der psychischen Belastung nicht gewachsen, bezeichnete Modi als „einfach falsch“.

Der Schwerpunkt für die nächste Gruppe, die am Samstag in das Krisengebiet startet, steht bereits fest. Sie wird südlich des Kivu-Sees in Bukava arbeiten. Diese Gruppe wird nur aus 120 Freiwilligen bestehen; Nöldner bezeichnete diese Verringerung aber als vorübergehend. 15 Helfer aus der ersten Gruppe werden ihren Einsatz verlängern. Insgesamt haben sich auf den Aufruf von Care vor Wochen fast 7.000 Menschen, davon 2.000 Ärzte, gemeldet. Tissy Bruns, Sven Christian

Seite 10