Journalist heizte den Bremer Plutoniumdeal an

■ Plutoniumdealer Michael Popow angeblich V-Mann des Bundeskriminalamts / Er soll von einem Journalisten zum Handel „gedrängt“ worden sein

Bremen (taz) – Der in der vergangenen Woche in Bremen als Plutoniumdealer verhaftete Michael Popow hat nach eigenen Aussagen als V-Mann für das Bundeskriminalamt (BKA) und das Landeskriminalamt Hamburg gearbeitet. In einem Nachrichtenmagazin von Radio Bremen am Donnerstag abend hatte der Rechtsanwalt des 34 Jahre alten Kaufmannes die Kopie einer „Verpflichtungserklärung“ gegenüber dem BKA vorgelegt.

Popow soll diese 1992 beim BKA unterschrieben haben, eine zweite Unterschrift auf dem Papier soll von einem BKA-Beamten stammen. Ein Sprecher des BKA bestätigte gestern, daß Popow 1992 eineinhalb Monate für das Amt gearbeitet habe. Danach habe das Bundeskriminalamt jedoch keine weiteren Kontakte zu ihm gehabt. Er sei lediglich „als Hinweisgeber“ für die Polizei Hamburg aufgetreten. Diese verwehrt sich vehement gegen Verbindungen mit Popow im jetzigen Fall. „Er war weder als V-Mann noch als Informant für uns tätig“, bestritt gestern der Hamburger Polizeipressesprecher Michael Wenig die Behauptungen Popows.

Auch der in den „Bremer Plutonium-Fall“ verwickelte Hamburger Journalist sei nicht für Hamburgs Polizei unterwegs gewesen. Dieser habe lediglich am 30. Juni einen „angeblichen Handel mit radioaktivem Material“ angezeigt. Die Spuren müssen bald nach Bremen gewiesen haben, bereits am 5. Juli nämlich übernahm die hiesige Polizei den Fall von den Hamburgern. Der „Plutoniumbeschaffer“ Michael Popow hat vor der Staatsanwaltschaft Bremen ausgesagt, nur auf Drängen des Journalisten das Plutonium besorgt zu haben. Der habe Popow den ganzen Monat Juni über bestürmt, endlich Plutonium oder Uran zu beschaffen. Die Preise hätten um die 100.000 Dollar gelegen. Popows Anwalt sagte, daß der Kontakt zwischen beiden über einen dritten V-Mann der Polizei zustande gekommen sei.

Uwe Lyko, Dezernent für Verstöße gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz bei der Bremer Staatsanwaltschaft, schwieg sich gestern über den zustande gekommenen Kontakt zwischen Popow und dem Journalisten aus. Gegenüber der taz sagte er, daß „Popow schon öfter Metalle unaufgefordert aus Rußland angeboten worden sind“. Mittlerweile ist der Haftbefehl wegen „Verdunklungsgefahr“ gegen Popow wieder aufgehoben. Er betreibt in der niedersächsischen Ortschaft Goldenstedt einen Im- und Exporthandel mit Waren aller Art. Popow soll gute Verbindungen zu den Ländern des ehemaligen Ostblocks haben. Er selbst kam 1989 noch zu DDR-Zeiten in die BRD. Laut Lyko „spricht er leidlich Russisch“, so daß er das Zertifikat über die Plutoniumkapseln lesen konnte. Die „Allsowjetische Vereinigung Isotop“ hatte fünfzig der in Bremen gefundenen Kapseln eine strahlende Nutzung von zehn Jahren bescheinigt. „Isotop“ ist nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft das einzige mit atomaren Artikeln handelnde Institut in der ehemaligen UdSSR gewesen. Es soll plutonium- und uranhaltige Apparate an Forschungsinstitute oder medizinisch- technische Einrichtungen in der DDR und Bulgarien verkauft haben. Die Bremer Polizei ermittelt weiter gegen Popow und einen bulgarischen vermeintlichen Lieferanten der Ware. Ulrike Fokken