Geständnis widerrufen

■ Albanische Griechen bestreiten Spionagevorwurf / Beobachter verhaftet

Tirana (AP/taz) – Mit dem Widerruf eines Geständnisses wurde gestern der Spionageprozeß gegen fünf Angehörige der griechischen Minderheit Albaniens fortgesetzt. Der Angeklagte Evangelos Papakristo erklärte, sein Geständnis sei während der Voruntersuchung unter Folter erzwungen worden. Nur deshalb habe er Kontakte zum griechischen Geheimdienst eingeräumt. Die albanische Nachrichtenagentur ATA bezeichnete Papakristo daraufhin als Lügner. Über Angehörige des Angeklagten in westliche Medien gelangte Folter-Berichte seien nichts als „ein meisterhafter Trick der Athener Propaganda“.

Beim Auftakt des Prozesses am Montag abend waren bei einem Handgemenge 22 griechische Journalisten festgenommen worden. Drei Griechen, darunter ein Mitglied des Stadtrates von Saloniki, wurden der griechischen Botschaft zufolge verletzt. Die wegen Spionage und illegalen Waffenbesitzes angeklagten fünf griechischstämmigen Albaner hatten zuvor alle Vorwürfe bestritten. Während Albaniens Staatschef Sali Berisha noch einmal ein faires Verfahren ankündigte, erklärte der Angeklagte Theodhori Bezhani: „Das Verfahren zielt auf die Ausschaltung der Führung der Omonia-Organisation, damit die griechische Minderheit in Albanien ohne Führer bleibt.“

„Omonia“ (Einheit) ist die Organisation der Griechen in Südalbanien. Bezhani warf dem Gericht vor, der ganze Prozeß sei aus „politischen Gründen manipuliert“. Gestern wurde das Verfahren aufgrund der Erkrankung eines Angeklagten unterbrochen. Es soll am heutigen Mittwoch fortgesetzt werden. Präsident Berisha wandte sich derweil gestern erneut gegen griechische Vorwürfe, das Verfahren diene nur der Einschüchterung der griechischen Minderheit. Athen hatte schon mit der dauerhaften Blockade aller Hilfen der Europäischen Gemeinschaft (EU) für das arme Balkanland gedroht.