Strahlende Handlungsreisende

Uranprobe in Landshut sichergestellt / Geplante Großlieferung verhindert / Dritter Fund von strahlendem Material seit Mai / Immer gefährlichere Spaltstoffe im Angebot  ■ Von Susanne Krispin

Berlin (taz) – Der Atomhandel ist weiter schwunghaft. Im Juni war in Landshut ein Gramm hochangereichertes Uran angeboten worden mit dem Hinweis, bei Bedarf könne durchaus mehr geliefert werden. Die Großlieferung ist wohl nur ausgeblieben, weil das Probematerial durch die Polizei sichergestellt wurde und die Schmuggler damit vorgewarnt waren. Aus ermittlungstechnischen Gründen sind die Festnahmen jedoch erst jetzt erfolgt. Die Anbieter, fünf Männer aus der Slowakei und Tschechien, hatten für das Pröbchen kein Geld verlangt. Sie hatten sich zusammen mit einer 48jährigen Landshuterin vielmehr satte Gewinne aus der Großlieferung erhofft. Obwohl die Händler mit dem bombenfähigen Stoff äußerst sorglos umgingen, sei die Bevölkerung nicht in Gefahr gewesen, sagt der Dezernatsleiter des bayerischen Landeskriminalamtes (LKA), Wolfgang Sommer.

In der Zwischenzeit waren am 4. Juli 120 schwach angereicherte Urantabletten mit einem Gesamtgewicht von 600 Gramm beschlagnahmt worden. Die Händler hatten das Material, das nach Angaben des LKA aus einem U-Boot- Reaktor der GUS stammen soll, auf der Autobahnraststätte Fürholzen angeboten. Auch hier hatte es vorher ein Probeangebot gegeben, das die Fahnder abwarteten, um dann einen 35jährigen Tschechen festzunehmen, der die gepreßten Uranstücke im Aktenkoffer bei sich trug. Geliefert hatten die Pellets zwei Slowaken, zwei weitere waren als Zwischenhändler eingeschaltet. Ein Prager Taxifahrer, der das Uran nach Bayern gefahren hatte, ist inzwischen wieder frei, weil er von der brisanten Ladung, die er befördert hatte, nichts gewußt haben soll. Gegen den Händlerring sind inzwischen Haflbefehle ergangen, wegen des Handels mit kriegswaffenfähigen Substanzen. Die Dealer haben bereits teilweise Geständnisse abgelegt.

Bereits am 10. Mai waren im badischen Tengen sechs Gramm waffenfähiges Plutonium 239 sichergestellt worden. LKA-Dezernatsleiter Sommer hält es durchaus für möglich, daß in den nächsten Monaten weiter atomwaffenfähige Stoffe auf dem bundesdeutschen Markt angeboten werden. „Wir sehen es schon als einen neuen Trend an, daß immer wieder waffenfähiges Material gehandelt wird. Offenbar haben die Händler keine großen Schwierigkeiten mehr, an das strahlende Material heranzukommen. In der Vergangenheit waren vergleichsweise wertlose Stoffe wie schwach angereichertes Cäsium und Uran geschmuggelt worden, sagt Sommer. Der Uranfund von Landshut ist wegen seiner Brisanz ans Bundeskanzleramt gemeldet worden.