Patientenmißbrauch

■ Bericht: Pro Jahr mindestens 600 Fälle von sexuellem Mißbrauch in der Therapie

Bonn (AP) – In Deutschland werden Hunderte von Patientinnen von ihren Psychotherapeuten sexuell mißbraucht. Das ist das Ergebnis einer vom Bundesfrauenministerium in Auftrag gegebenen Studie des Freiburger Instituts für Psychotraumatologie. Ein gestern in Bonn veröffentlichter Zwischenbericht spricht von „mindestens 300 Betroffenen“ jährlich in kassenfinanzierten und ebenso vielen in anderen Therapieformen.

„Es handelt sich hierbei um eine Minimalschätzung, in Wahrheit dürfte die Zahl um einiges höher liegen“, heißt es in dem Bericht. Ferner stellte das Freiburger Institut fest, daß es sich bei den zumeist männlichen Therapeuten sehr oft um Wiederholungstäter handele. Etwa achtzig Prozent der sexuell Mißbrauchten müßten sich in eine Folgetherapie begeben. Opfer seien zu neunzig Prozent Frauen, zu etwa zehn Prozent Männer. „Die Folgen für die Betroffenen sind gravierende psychische und psychosomatische Störungen, insbesondere eine erhebliche Störung der Liebes- und Beziehungsfähigkeit.“

Der Bericht verweist darauf, daß die Opfer oft aus seelischen, aber auch aus finanziellen Gründen auf ohnehin wenig erfolgversprechende juristische Schritte verzichteten. Hinzu komme, daß die schärfste Sanktion der Berufsverbände der Ausschluß von Therapeuten aus dem Verband sei, dies sich aber nicht auf die Möglichkeiten der so bestraften auswirke, weiter zu praktizieren.