Atomschmuggel

■ BKA fordert verstärkte Verfolgung

Wiesbaden (taz) – Weil sich die Verbrecherorganisationen der Welt längst zur Internationalen der organisierten Kriminellen zusammengeschlossen haben, rufen die Polizeien verschiedener Länder nach einer neuen Form der Zusammenarbeit. Kriminelle Organisationen aus Deutschland, Italien, Rußland, den USA und Kanada, so der Abteilungsleiter für Organisierte Kriminalität (OK) beim Bundeskriminalamt, Leopold Schuster, hätten insbesondere nach der Neuordnung in Osteuropa „einträgliche Geschäftsbeziehungen“ aufgebaut. Deren Aufdeckung sei nur „durch eine verstärkte Kooperation auf der internationalen Ebene möglich“.

Aktueller Anlaß dafür, daß das BKA Spitzenbeamte des amerikanischen FBI, der italienischen Anti-Mafia-Behörde DIA, der kanadischen Bundespolizei RCMP und des russischen Innenministeriums zu einer Fachtagung nach Wiesbaden geladen hatte, war offenbar das nach Deutschland „vagabundierte“ Plutonium, das nach Expertenauffassung aus Rußland stammen soll. Doch Mikhail Yegorov vom russischen Innenministerium wollte nicht den Prügelknaben spielen. Die Verpackung des waffenfähigen Materials (Anreicherungsgrad 99 Prozent), so Yegorov, stamme nicht aus Rußland. Ohnehin werde sein Land im Zusammenhang mit dem Schmuggel radioaktiver Substanzen vorschnell an den Pranger gestellt. Seine Behörde habe bislang keine Beweise dafür gefunden, daß „hochgestellte Persönlichkeiten“ in den Schmuggel verwickelt seien.

Eine internationale „Task Force“ soll jetzt den Weg des Plutoniums nach Deutschland zurückverfolgen. Abschließend verwies Yegorov auf ein Dekret seiner Regierung, wonach „sämtliche Ministerien und alle Justizbehörden“ in Sachen Atomschmuggel in höchste Alarmbereitschaft versetzt worden seien. kpk