Waffen reichten, Vorderen Orient nahezu auszurotten

■ Waffenlieferant zu 5 1/2 Jahren Haft verurteilt

Augsburg/Berlin (AFP/AP/taz) – „Wissentlich und willentlich“ habe Anton Eyerle jede Menge Schießkram in den Irak geliefert, resümierte gestern Richter Hartmut Klotz. Einziges Ziel des ehemaligen Chefs der „Rhein Bayern Fahrzeugbau GmbH & Co. KG“ sei es gewesen, Gewinn zu erzielen, „auch auf Kosten von Menschenleben“. Nach elfmonatiger Verhandlung vor dem Landgericht in Augsburg wurde der 70jährige gestern wegen Verstoßes gegen das Kriegswaffenkontroll- und das Außenwirtschaftsgesetz zu fünfeinhalb Jahren Haft verurteilt. Weil er schon seit zweieinhalb Jahren in Untersuchungshaft sitzt, müßte der Unternehmer aus dem Allgäu noch drei Jahre hinter Gittern ausharren. Aufgrund seines fortgeschrittenen Alters war jedoch gestern davon die Rede, ein Drittel der Strafe zur Bewährung auszusetzen. Die Staatsanwaltschaft hatte sieben Jahre gefordert, die Verteidigung mit Blick auf die bereits abgesessene U-Haft „maximal zweieinhalb Jahre“. Bis zum September 1991 soll Eyerles mittlerweile bankrotter 60-Personen- Betrieb Bestellungen der irakischen Militärs erfüllt haben. Weil damals bereits das von der UNO nach der Invasion Kuwaits verhängte Embargo galt, wurde auf Schleichwegen über Zypern und Jugoslawien geliefert. Laut Gerichtsakten verkaufte Eyerle unter anderem Zündsysteme für mehr als 1.000 Scud-B-Raketen. Genug, um den Vorderen Orient „nahezu auszurotten“, befand gestern der Richter.

Eyerle bestritt bis zuletzt, von den Waffengeschäften gewußt zu haben. Erst im Verlauf des Prozesses will er mitgekriegt haben, „was da alles lief“. „Die wahren Schurken“ seien sein Ex-Geschäftsführer Walter Dittel (68) und der indische Exportleiter von Rhein-Bayern, Subramaniam Venkatarman (45), die hinter seinem Rücken für die eigene Kasse agiert hätten. Beide sitzen bereits im Knast. Seite 4