Die großen Unbekannten

■ Morgen lernt Schweden Saudi-Arabiens Fußballer kennen

Berlin (taz) – Nach drei Spielen sind die „Wüstensöhne“ (Kicker) aus Saudi-Arabien das Team, das niemand kennt. Auch der schwedische Abwehrspieler Roger Ljung wußte bis dato „so gut wie nichts“ über den Kontrahenten von morgen. Allein Rolf Töpperwien (ZDF) konnte uns sagen, daß der Mann mit der Nummer Vier „gar nicht Zebermawi, sondern ...“ (Rest leider unverständlich) ist. Dabei müßte doch die Fußballgeschichte umgeschrieben werden, wenn die Informationen über den „Wüsten-Pelé“ (Bild) Maged Abdallah stimmen. Angeblich hat der 35jährige nämlich bereits rund 170 Länderspiele absolviert und dabei 110 Tore erzielt – einsamer Weltrekord. Allerdings ist zu befürchten, daß bei einer solchen Zahl manche Trainingseinheit als Länderspiel mitgezählt wurde.

Nicht weniger rätselhaft ist es, wer eigentlich das Team aufstellt. „Ich wähle die Spieler aus“, vermeldet Trainer Jorge Solari (Argentinien), „aber ich höre mir auch an, wenn jemand eine andere Idee hat.“ Dieser „jemand“ ist im Zweifelsfall natürlich Prinz Faisal, der Sohn von König Fahd und Präsident des Fußballverbandes. Er sorgt dafür, daß der Trainerjob in Saudi-Arabien „heißer ist als der Wüstensand“ (dpa).

Der Brasilianer José Candido wurde während der WM-Qualifikation entlassen, der Einheimische Mohamed Al Kharashi blieb anschließend nur sechs Wochen, und auch der holländische Startrainer Leo Beenhakker schaffte es kaum länger – 91 Tage. Solari dürfte nach dem Erreichen des Achtelfinales gegen Schweden wohl etwas länger bleiben, was ihn glücklich verkünden ließ: „Ich schicke diesen Erfolg in die heiligen Moscheen von Saudi-Arabien.“

Spekulationen über etwaige Traumprämien für Trainer und Spieler verbittet sich die saudische Delegation. Für die „Ehre des Vaterlandes und der ganzen arabischen Welt“, so dekretierte ihr Leiter Saleh Bin Nasser, hätten die Spieler zu kicken. Die Behauptung, „der König läßt die Taler putzen“ (dpa) ist also falsch.

Falsch agierten auch zwei Giganten der freien Welt, und wurden gleich von den Arabern in die Knie gezwungen. Erschrocken zogen erst McDonalds und dann die holländische Amstel-Brauerei ihre Verpackungen für Hamburger beziehungsweise Bierdosen aus dem Sortiment, auf denen die saudische Fahne prangte. Christoph Biermann