Mehr Umweltschutz am Bosporus

■ Türkei setzt neue Schiffahrtsregeln im Bosporus in Kraft

Ankara (AFP/taz) – Die türkische Regierung setzt heute schärfere Bestimmungen für den Schiffsverkehr im Bosporus in Kraft – und verärgert damit Griechenland und Rußland. Die russische Regierung glaubt, daß dahinter eine absichtliche Erschwernis für russische, kasachische und aserbaidschanische Erdöllieferungen stehe. Mit Erdöl, Erdgas oder Nuklearstoffen beladene Tanker müssen künftig die Erlaubnis des Umweltministeriums einholen, bevor sie vom Schwarzen Meer über den Bosporus und das Marmarameer in die Ägäis fahren können.

Anlaß für die Gesetzesverschärfung war ein Unfall am 13. März, als im Bosporus ein mit 100.000 Tonnen russischem Erdöl beladener zypriotischer Tanker in Flammen aufgegangen war. Bei dem Unglück starben dreißig Seeleute. Istanbul und seinen zehn Millionen Einwohnern drohte eine Umweltkatastrophe.

Bei Riesentankern und Gefahrguttransporten können die Istanbuler Hafenbehörden jetzt die Meeresenge für den restlichen Schiffsverkehr schließen. Die türkische Regierung begründet die neuen Regeln mit dem Schutz der Umwelt am Bosporus. Rußland sieht darin einen Verstoß gegen einen mehr als fünfzig Jahre alten Vertrag, der ihm freie Fahrt zum Mittelmeer gewährte. Nach den neuen Bestimmungen ist es verboten, Schiffe mit dem Autopiloten durch die Meeresenge zu lotsen. Türkische Frachter von mehr als 150 Meter Länge müssen einen Lotsen an Bord nehmen, ausländischen Schiffen wird dies empfohlen. Die Durchquerung des 31 Kilometer langen und 700 Meter bis drei Kilometer breiten Seewegs ist schwierig, die Schiffe müssen dabei mindestens zwölfmal den Kurs wechseln. „Die rumänischen, bulgarischen, russischen und griechischen Kapitäne glauben den Bosporus gut zu kennen. Sie nehmen deshalb keinen Lotsen und riskieren lieber schwere Unfälle“, sagt Kenan Öner, der Generaldirektor des türkischen Seebewirtschaftungsamts.