Indonesien ohne Tempo

■ Regierung schließt Zeitschriften

Jakarta (IPS/dpa/taz) – Die indonesische Regierung hat gestern drei renommierte Wochenzeitschriften in Jakarta geschlossen. Tempo, Editor und Detik galten als relativ unabhängig und kritisch. Informationsminister Harmoko begründete die sofortige Schließung damit, daß die betreffenden Magazine „die nationale Sicherheit und Stabilität bedrohen“ und „die ethischen Normen des Journalismus verletzen“. Möglicherweise hängt dieser Schritt mit Reportagen über den umstrittenen Kauf von Kriegsschiffen aus Beständen der ehemaligen DDR-Marine zusammen.

Das Geschäft über 39 Boote war von Indonesiens Forschungs- und Technologieminister B. J. Habibie eingefädelt worden. Gerüchten zufolge zeigten sich die Generäle jedoch über das Material enttäuscht. Die Schiffe seien veraltet und viel zu teuer, hieß es in der Öffentlichkeit. Verteidigungsminister Edit Sudradjat sprach von 1,1 Milliarden US-Dollar. Außerdem hatten die Zeitschriften in letzter Zeit auch über Arbeiterunruhen und Angriffe auf die chinesische Minderheit in Indonesien berichtet – sämtlich hochbrisante Themen im südostasiatischen Vielvölkerstaat. Welche Rolle Präsident Suharto bei der Schließung von Tempo, Editor und Detik gespielt hat, ist bislang unklar. Offenbar ist hinter den Kulissen der Kampf um seine Nachfolge voll entbrannt. In Jakarta protestierten gestern rund 100 JournalistInnen gegen das Verbot der Zeitschriften.