Auferstehung ist möglich

■ Heute läuft die Frist für eine Einigung der Vox-Gesellschafter ab

Totgesagte leben länger. Den Beweis für die Richtigkeit dieses vielzitierten Sinnspruchs will jetzt offenbar auch der gescheiterte Kölner Privatsender Vox antreten. Dem Ziehkind der nordrhein- westfälischen SPD waren nach enormen Anlaufverlusten die Gesellschafter davongelaufen. Seit März befindet sich der Sender in Liquidation.

Doch schon seit geraumer Zeit kursieren Gerüchte, wonach Vox künftig nahtlos als RTL 3 weitergeführt werden soll. Jetzt scheinen die Würfel gefallen zu sein. Eine neue Gesellschafterstruktur zeichnet sich ab. Schon nächste Woche soll der Vertrag unterzeichnet werden. „Wir werden unbegrenzt weitersenden“, läßt sich Vox-Sprecher Hans-Henning Arnold siegessicher vernehmen. Wer die neuen Investoren sind, will er mit Rücksicht auf die Landesmedienanstalten jedoch noch nicht bekanntgeben: „Die sollen das nicht aus der Zeitung erfahren.“

Die zuständigen Medienanstalten hatten sich geduldig bereit erklärt, bis heute auf eine mögliche Einigung zu warten. Die Geheimnistuerei um die Gesellschafter ist ohnehin Augenwischerei. Branchenintern gilt es längst als offenes Geheimnis, daß die Luxemburger CLT, die bereits bei RTL Haupteigner ist, die Führung im neuen Vox-Konsortium übernommen hat. Auch der bisherige Vox- Hauptgesellschafter Bertelsmann will sich wieder beteiligen. Der Bauer-Verlag und Tele München, die bereits Anteile bei RTL 2 halten, sollen ebenfalls einsteigen. Dem Familienzuwachs im Hause RTL scheint damit nichts mehr im Wege zu stehen. Denn die neuen Vox-Gesellschafter sind aufgrund ihrer Beteiligungen bei RTL oder beim Ableger RTL 2 bereits in das RTL-Stammbuch eingetragen.

Einziger Störenfried der Familienidylle ist Alexander Kluges DCTP. Als Helfer in der Not ist Kluges Firma vor einigen Wochen eingesprungen, um den Programmbetrieb einigermaßen aufrechtzuerhalten. Doch sein Engagement soll Kluge nicht gedankt werden – im Gegenteil. An der Programmstruktur soll „einiges anders werden“, erklärt Vox-Sprecher Arnold. Treffen soll das vor allem die von der DCTP produzierten Magazine der Süddeutschen Zeitung, der Zeit und des Spiegel. Die neuen Vox-Bosse wollen die Sendungen auf spätere Programmplätze verbannen. Kluge wehrt sich vehement dagegen. In der laufenden Auseinandersetzung kann er zwei Trümpfe ins Spiel bringen: zum einen seine eigene Sendelizenz, die ihn zur autonomen Ausstrahlung seiner Magazine berechtigt, zum anderen die Lizenzauflage der Landesmedienanstalten, die Vox als ein informationsorientiertes Programm definiert.

Diese Auflage wollen die neuen Gesellschafter auch irgendwie erfüllen, wohl wissend, daß sie ansonsten die Zustimmung der Landesmedienanstalten zur neuen Gesellschafterkonstruktion nicht bekommen. So befinden sich Kluge und die neuen Eigentümer in einem Dilemma: Die DCTP braucht für ihre Magazine trotz eigener Lizenz ein Rahmenprogramm; die neuen Gesellschafter brauchen ihrerseits die Sendungen der DCTP, um ihrer Informationspflicht nachzukommen.

Am 24. Juni wird der Länderausschuß, den die vier Landesmedienanstalten Nordrhein-Westfalen, Hessen, Bremen und Saarland bilden, über die neue Konstruktion bei Vox beraten. Die Privat-TV- Kontrolleure müssen dann ihre Zustimmung zu dieser Neustrukturierung erteilen. Konzentrationsrechtliche Bedenken müßten diese Absegnung eigentlich verhindern. Aber es wird nicht damit gerechnet, zumal sich die SPD in Nordrhein-Westfalen massiv für die Auferstehung des totgesagten Senders engagiert.

Außer der Notwendigkeit, die Programmstruktur zu ändern, haben die neuen Vox-Betreiber noch eine andere Lehre aus der Vergangenheit gezogen: „Wir müssen mit deutlich weniger Personal auskommen“, so Arnold. Alexandra Föderl-Schmid