Von Heirat keine Rede

■ Türkin stach auf Freund ein, der sie entjungferte, aber nicht heiraten wollte

Weil sie ihren Freund mit einem Messer schwer verletzte, hat das Amtsgericht eine junge Türkin zu einer zweijährigen Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt. Die Richter billigten der 23jährigen Ayshe Y. (Name geändert) eine verminderte Schuldfähigkeit zu, weil sie sich bei der Tat in einer psychischen Zwangslage befunden hatte. Der Grund: Die junge Frau fühlte sich von ihrem Freund zutiefst gedemütigt, nachdem er mit ihr geschlafen hatte. Ayshe Ys. Konflikt ist unter Berliner Türkinnen kein Einzelfall. Obwohl sie in einer modernen Großstadt aufgewachsen sind, gilt für einige Mädchen immer noch die Tradition, bei der Hochzeit Jungfrau zu sein.

Vor Gericht berichtete die Raumpflegerin Ayshe Y. unter Tränen, ihr Freund habe es ausgenutzt, mit ihr zu schlafen, als sie betrunken gewesen sei. Es sei das erste Mal gewesen, daß sie mit einem Mann geschlafen habe, bis dahin hätten sie nur Petting gemacht. „Später behauptete er, ich sei keine Jungfrau mehr gewesen.“ Obwohl der Frauenarzt ihre Angaben bestätigte, habe der Freund von einer Heirat nichts mehr wissen wollen. Bei seiner Vernehmung vor Gericht blieb der 22jährige dabei, seine frühere Braut sei keine Jungfrau mehr gewesen. Schließlich habe er in seinem Leben schon mit mehreren Frauen geschlafen, die noch „unberührt“ gewesen seien. Er wisse somit, wovon er rede. Ayshe Y. habe „keine Schmerzen und Freude“ daran gehabt, lautete seine Begründung. „Hätte sie nach unserer Kultur gelebt, wäre das nicht passiert“, sagte er und meinte damit, daß Ayshe Y. statt bei ihrer Familie in einer eigenen Wohnung lebte. plu

Siehe nebenstehendes Interview