■ Daumenkino
: Living Buddha

Wahrscheinlich sind Sie wie alle von uns einfältigen Tröpfen davon ausgegangen, daß es sich bei Clemens Kubys Film Living Buddha: Die wahre Geschichte um eine Reinkarnation von „Little Buddha“ in Gestalt eines Glanzlack-Mopses handelt. Weiiiiit gefehlt. Wie dem Foto im Grunde spontan zu entnehmen ist, handelt es sich um eine Kampagne der Firma Osram. Buddha ist ein „Mann des erleuchteten Tuns“, das siebzehnmal wiederkehrt („Ich war eine Birne“).

Sieben Jahre hat der Mann Kuby an diesem seinem Film gedreht. Klein-Leuchti war einst ein Nomadenjunge, der im militärischen Sperrgebiet des abgeholzten Ostens von Tibet lebte. Als er neun Jahre alt war, führte man ihn in den Jokhang-Tempel in Lhasa, wo die Haarschneidezeremonie vollzogen wurde.

Das Filmteam hat sich's gar nicht mal leicht gemacht. Unter dem Titel „Den Tod proben“ berichtet das Presseheft: „Von hier aus nördlich, im Osten des Schneelandes, ist ein Land, wo göttlicher Donner plötzlich erklingt. In einer wunderbaren Nomadengegend mit dem Zeichen der Kuh, der Vater heißt Döndup und die Mutter Logola. (...) Nach einer dieser Höllenfahrten hielten wir an, um Rast zu machen. Ich öffnete die Tür des Wagens, und da saßen meine Leute, grün im Gesicht und vor Schreck fast erstarrt und sagten wie aus einem Munde: ,Wir fahren nicht mehr weiter! Aus! Ende!‘ Warum ich keine Schneeketten hätte? ,Hör zu‘, sagte ich, ,bevor wir losfuhren, habe ich die Fahrer nach Schneeketten gefragt. Brauchen sie nicht, haben sie gesagt. Wenn ich zu dir sage, bring einen N9-Filter mit, und du sagst zu mir, ich brauche diesen Filter nicht, dann glaube ich dir das. Und wenn der Fahrer zu mir sagt, er braucht keine Schneeketten, dann glaube ich ihm das ebenso.‘“

Es wird außerdem genau erklärt, daß ein Kind wie Klein-Leuchti nicht Produkt oder gar Besitz seiner Eltern sei, sondern lediglich eine durch die Schoßespforte der Mutter ins Freie getretene eigenständige Birne. Wenn du nach Haus kommst und es ist so dunkel, wenn dir deine Frau weggelaufen oder der Kühlschrank ausgefallen ist: „Living Buddha“. Wenn es Nacht wird in Tibet, wenn ein Schmock liegt in dei'm Bett: „Living Buddha“! mn

„Living Buddha“. Regie: Clemens Kuby. BRD 1994, 135 Min.