Eine rechts, zwei links

■ In der Hamburger SPD herrscht nach den Vorstandswahlen bei einigen Unmut

Hamburg (taz) – Empööörung! Eine Parteibasis, die sich eine eigene Meinung erlaubt; eigentlich nur eine winzige Spur einer Abweichung von der verordneten Meinung. Aber trotzdem – riesige Empööörung wurde geboten beim Hamburger SPD-Landesparteitag: „Einen links, einen rechts“, nach diesem altbekannten Muster hatte der amtierende Vorstand für die Delegierten ein Päckchen neuer Landesvorstandsmitglieder geschnürt.

„Einen fallen lassen“, sagten die jedoch. Und wählten einen linken Überraschungskandidaten statt eines verordneten Quotenrechten. Es folgte: Skandalgeschrei und Rücktritte. Wutentbrannt hatten sofort nach dem „Wahleklat“ zwei Kandidaten aus dem Rechtslager ihren Rücktritt verkündet. Zwei weitere, darunter der Chef der Bürgerschaftsfraktion Günter Elste, erwägen dasselbe. „Alibi- Rechte“ im Landesvorstand, nein das wollten sie partout nicht sein. Daß sich in dem 24köpfigen Vorstand künftig neun Rechte mit 15 linken ParteigenossInnen auseinandersetzen sollen, sprengt offensichtlich alle Toleranzgrenzen des rechten Betonblocks. „Overkill- Strategie, Kastration des rechten Flügels“ – die Unterlegenen sparen nicht mit verbalen Totschlägern. Forderungem nach der Anullierung der „unakzeptablen Wahl“ stehen im Raum. „Der neue Vorsitzende wird alles tun, damit sich die Wogen wieder glätten“, beteuerte man gestern in der SPD-Zentrale.

Die Wahl kippen wird er aber nicht – der ehemalige Umweltsenator und frischgebackene Vorsitzende Jörg Kuhbier (linker Flügel) erklärte, daß er die Vorstandswahlen für demokratisch hält. Seine Antrittsrede mag am Freitag zur Dünnhäutigkeit einiger GenossInnen beigetragen haben. Die Partei werde sich künftig nicht mehr mit der Rolle der Beifallmaschine für die Regierungspolitik zufriedengeben, hatte er erklärt.

sako