Tschernobyl soll dichtgemacht werden

■ US-ukrainisches Abkommen

Washington/Berlin (WPS/taz) – Die ukrainische Regierung hat sich nach Angaben der US-Regierung „im Prinzip“ bereit erklärt, das AKW Tschernobyl stillzulegen. Aber erst, sobald ein Ersatz für die Energieproduktion gefunden ist. Einen genauen Zeitplan gibt es nicht. An den noch am Netz befindlichen beiden Reaktoren in Tschernobyl hatte die internationale Atomenergiebehörde IAEO letzten Monat „zahllose Sicherheitsmängel“ festgestellt.

Am Freitag unterzeichnete eine US-Delegation unter Führung des stellvertretenden Energieministers William White ein entsprechendes Abkommen mit der ukrainischen Regierung. Die USA und die Ukraine wollten gemeinsam nach Alternativen durch Energieeinsparung und durch konventionelle Kraftwerke suchen. Das Kraftwerk soll stillgelegt werden, „sobald das Land ein Gleichgewicht in der Energieversorgung erreicht und die Ressourcen gefunden hat, die es erlauben, die Anlage vom Netz zu nehmen“. Schon Anfang 1993 hatte die Regierung in Kiew Bundesminister Töpfer bei seinem damaligen Besuch in der Ukraine zugesichert, die restlichen Tschernobyl-Reaktoren bald dichtzumachen. Doch das AKW liefert nicht nur rund sieben Prozent des ukrainischen Stroms, es lassen sich durch die Stromexporte auch Devisen verdienen. Die westlichen Länder haben aber bisher nicht genügend Geld für die Stillegung der Reaktoren geboten, um diesen Verlust auszugleichen.

Neu ist, daß die USA, anders als es die westlichen Industrieländer bisher taten, nicht nur Hilfe bei der Nachrüstung der alten Schrottreaktoren anbieten. Die USA gestehen mit dem Abkommen ein, daß sich durch effizientere Energienutzung die AKW-Stillegung machen läßt.

Eine gemeinsame Studie, die im Frühsommer fertig sein soll, soll der Ukraine zeigen, daß Energieeinsparung die Differenz in der Energiebilanz wettmachen kann. White betonte, er erwarte von den westeuropäischen Ländern Zusagen über Finanzhilfen für die Ukraine. lieb