Sanssouci
: Nachschlag

■ Franz Dobler zu Gast im Benno-Ohnesorg-Theater

Ablästern können sie alle drei ganz gut, jeder auf seine Art: Wiglaf Droste, Michael Stein und – um ihn geht es hier – Franz Dobler aus Bayern. Das Trio gab am Sonnabend im Benno-Ohnesorg-Theater der Volksbühne Aktuelles aus deutschen Landen zum Gefecht frei, indem es abwechselnd las. Nachdem die Gastgeber sich erst mal warmgeredet hatten und die erste Runde des Rededuells zu Ende war, kam endlich der aus Bayern angereiste Franz Dobler zum Zuge: eher schüchtern in sich hinein lächelnd. Anders als die beiden kratzbürstigen Berufsketzer, die, wie die beiden alten Herren aus der Muppet-Show, alles und jeden fertigmachen. Dobler hat eine ganz andere Qualität. Seine Sache sind eher die feinen Nuancen, nicht die lauten Brüller. Das eingefädelte Rededuell zwischen Droste und Stein ging zugunsten Drostes aus, der mit witzigeren Pointen und sprachlicher Gewandtheit überzeugte.

Schließlich las Franz Dobler aus seinem neuesten Buch „Bierherz. Flüssige Prosa“. Das Buch, das Reisebeschreibungen, Gedanken zum Theater, zur Politik und zur unbewältigten Vergangenheit Deutschlands enthält, kommt immer wieder auf ein Thema zurück: Bier. Leider war der Teil, den er aus dem Reisetagebuch (über Texas, Louisiana und New Orleans) las, nicht der witzigste. So konnten diejenigen, die das frisch erschienene Buch noch nicht gelesen haben, nur ein mäßiges Bild von ihm bekommen. Man könnte es aber mit seinen eigenen Worten, leicht abgewandelt, so charakterisieren: „Dieses Buch (eigentlich schreibt er Bier) ist nur leicht gehopft und nicht zu aromatisch, aber auch nicht zu mild, sondern eher gehaltvoll, ohne freilich schwer zu sein.“ Franz Doblers ganz eigener Stil wurde in seinem Text „Kettensägenmassaker“ besonders deutlich. Bei ihm sind es oft unmittelbare Erfahrungen, die nicht zynisch-schlagfertig daherkommen, sondern eher empfindsam. Der Witz ist der naive Ton, das Schreiben frei nach Schnauze.

Den Abend beschloß schließlich Drostes Pamphlet gegen Helge Schneider, den er den Mike Krüger der „Katzenklo, Katzenklo“-Schreihals-Meetings nannte. Und dann war schon Schluß. Keine Zugabe. Offenbar wollte man mit den Freunden schnell in die Kneipe. Klar: ein Bierchen zischen.

Wer Franz Dobler pur erleben möchte, hat dazu noch in der nächsten Woche Gelegenheit. Katja Winckler

Franz Dobler liest am 23.März im Café „Village Voice“, Ackerstraße 1a um 21 Uhr und am 24.März um 20 Uhr in der „literaturWERKstatt“, Majakowskiring 46/48.