„Wir umgehen Probleme“

■ Israel erwartet mehr Urlauber

In Israel werden 1994 rund 2,4 Millionen Touristen erwartet, das sind 20 Prozent mehr als im vergangenen Jahr. Nach dem Blutbad von Hebron nahm der israelische Tourismusminister Usi Bar'am in Berlin eine deutliche Position zur Sicherheit der Touristen in seinem Land ein. Er riet davon ab, in die besetzten Gebiete zu reisen. „Sie sollen lieber nach Israel kommen, wo sie sicher sind.“ Und Ost-Jerusalem? „Es gibt eine unausgesprochene Verständigung, Ost-Jerusalem von Terrorakten zu verschonen“, behauptet der Minister. „85 Prozent aller Touristen, die nach Israel kommen, verbringen mindestens eine Nacht in Jerusalem und besuchen die Altstadt von Jerusalem. Bisher ist noch keiner angegriffen worden.“

Seit dem Massaker von Hebron hat Michael Erker von „Christian Tours“ 2.500 Urlauber nach Israel geschickt, nur drei haben die Reise abgesagt. „Das waren Menschen, die nicht einmal wissen, wo Gaza liegt“, betont Ecker. „Wir informieren uns über die Lage vor Ort, und so geraten Touristen nie dorthin, wo Steine fliegen. Wir umgehen die Probleme.“ Auch bei dem Veranstalter Julek Kolatacz, der seit 43 Jahren deutsche Touristen nach Israel fliegt, hat das Blutbad von Hebron noch keine große Wirkung gezeigt. Von den 1.500 Touristen, die bei ihm für Ostern einen Urlaub in Israel gebucht haben, sagten nur drei ab, und 22 haben die Entscheidung verschoben.

Hunderte von Menschen hätten nach dem Terrorakt in Hebron eine Reise oder einen Flug nach Israel gebucht, sagt Zvi Zitron, der Leiter einer TUI-Filiale in Berlin, die für Israel-Reisen spezialisiert ist. Kein einziger hat bisher abgesagt. „Die meisten unserer Kunden fahren zum ersten Mal nach Israel, und daher bitten sie um einen Ratschlag. Ich sage ihnen, daß es keinen Grund zur Angst gibt.“

Nicht einmal gemeinsame Tourismus-Projekte zwischen Israel und seinen Nachbarn leiden besonders wegen des Hebron-Terrors. So wurde zum Beispiel ein Treffen in Paris zwischen israelischen und palästinensischen Reiseveranstaltern nur um ein paar Wochen verschoben. Der Friedensprozeß im Nahen Osten scheint momentan steckenzubleiben. Aber Touristen wird schon ein nachbarschaftliches Reisepaket angeboten. Ecker bietet beispielsweise eine organisierte Reise nach Israel und Jordanien, und eine andere, die auch Syrien einschließt. Von Israel kann man noch nicht direkt nach Syrien fahren, bedauert Ecker, also fährt er mit seinen Pilgern durch das benachbarte Königreich. Igal Avidan