Dick und Doof im Elektroshop

■ „Battery“, eine bekömmliche Premiere im Jungen Theater

Zwei echte Kumpel – das sind Stan und Rip, die Hauptfiguren der neuesten Inszenierung „Battery“ im „Jungen Theater“: Ein Dick & Doof-Duo, in dem Rip (Robby Schlesiger) der Protz und Meister schlechthin ist. Neben diesem Angeber kann sein Bewunderer Stan (Stefan Lahr) nur wie Doof wirken. Stan spielt den Beziehungsabhängigen mit psychischen Problemen und ist der Lakai; er schenkt an Rips Geliebte Brandy Cola aus, kauft Kuchen, springt, wenn der andere pfeift und denkt sich dabei doch seinen Teil, bis er am Ende den Freund und Meister verläßt.

Manchmal spannend, meist bekömmlich und unterhaltsam verläuft die Geschichte, obwohl deren Figuren ein wenig fremd und undurchschaubar wirken: Weil hinter dem breiten Smiling und dem bunten Styling ihrer Masken eine innere Entwicklung nur selten sichtbar wird. Im modischen Mix der 50er, 70er und schon wieder 90er Jahre erinnern sie mehr an Abziehbilder als an Seelenmenschen.

Der Autor Daniel Therriault hat es so angelegt und die Regisseurin Astrid Reinhardt ist seiner Idee gefolgt: Alltag ist Show. Das gilt für den derben Flirt zwischen Brandy und Rip ebenso, wie für die mackerhafte Befehlstour von Rip überhaupt. Da mischt sich Liebe unter die Brutalität und versteckt sich zugleich .

Der trockene angelsächsische Humor dagegen ist uns wohlbekannt; mehr vom Film als von der Bühne allerdings. Zwischen Slapstick und Soap-Opera angesiedelt verlockt er das Publikum zum Lachen – aber eben nicht immer. Denn wer macht schon gerne das Klatschkasperle in der Seifenoper?

Die Dritte im Bunde, Brandy (Martina Flügge), schlank, schön und scharf auf Rip, hat bei den beiden Kumpels eine Sonderstellung – aber nicht besonders viel zu sagen. Das ist eben so, und darin sind sich die Kerle einig, für die die Frauen „Stoßstangen“ sind: „Zwischen uns stellt sich keine Frau.“ Nicht, weil sie Frauen nicht mögen – im Gegenteil. Sondern weil Frauen nichts zu melden haben.

Wie Karikaturen treten die Figuren in diesem Elektroladen in Chicago auf, wo das Stück spielt. Die Frau: Zinnoberrot mit Petticoat. Die Kerle: Kotelette und Hosenträger in selbstgefällig-geiler Gigolo-Pose mit Hang zum Brutalen der eine. Die Einfalt in Blue-Jeans und Flanellhemd der andere.

Der Clou im Stück ist eine „Anpassungsmaschine“, die Stan und Rip entwickelt haben: Ein Elektroschockgerät. Mit ihr will Rip den Kumpel Stan verändern und seine Depressionen heilen. Aber er will ihn auch beherrschen und wird ihm sicher wehtun. In Stan und Rip haben sich der Hörige und sein Meister gesucht und gefunden.

Die Ambivalenz von Liebe und Brutalität, die das ganze Stück durchzieht, findet hier ihren Höhepunkt. Und als Rip seinem Kumpel Stan erklärt, daß er ihn liebt und ihm nur deshalb wehtun wird, merkt man Robby Schlesiger ihm an, wie anstrengend der Zwiespalt zu spielen ist. Aber Unklarheiten dürfen bestehen bleiben: Freundschaften entwickeln sich nicht geradlinig und sind nicht immer durchschaubar. Eva Rhode