Schöner Wohnen, ganz zentral

■ Hotelneubau in der südlichen Neustadt nervt Nachbarn

Die Verwandlung der südlichen Neustadt vom ehemaligen Hafenarbeiterquartier in ein „In-Viertel“ scheint unaufhaltsam. Bezahlbare Wohnungen sind bereits Mangelware. Neuestes Zeichen der „Verschickisierung“ des Viertels zwischen Michel und Landungsbrücken: das „Madison Hamburg“ am Schaarsteinweg, in unmittelbarer Nähe des Gruner + Jahr-Gebäudes. Mit einem neuen Wohn-Konzept sollen hier betuchte Gäste angelockt werden.

Wer vorübergehend ein Zuhause mit Hotelservice sucht, der/die kann sich hier in Hafen- und Stadtnähe einquartieren, für „Wochen, Monate oder eine Nacht“ – wie es im Prospekt heißt. Die Apartments auf Zeit sind mit allem ausgestattet, was so dazugehört: Klimaanlage, Kabel-TV, Fax, CD-Player und Videor. Obendrein hat der Gast den vollen Service eines First-Class-Hotels, inklusive Health Club und Konferenzräumen. Um in dem schlicht-weißen 87-Millionen-Mark-Klotz zu residieren, muß man zwischen 170 und 600 Mark pro Nacht je nach Zimmer und Dauer des Aufenthalts hinblättern.

Laut Geschäftsführerin Marlies Head sind bereits „bis zu 80 Prozent der Apartments bis zum Jahresende belegt“. Am besten gar keine Gäste erhoffen sich dagegen viele Bewohner des Viertels zwischen Englischer Planke und Herrengraben, die jüngst zur Besichtigung geladen waren. Nach über zwei Jahren Bauzeit mit Lärm, Dreck und verstopften Straßen reicht es ihnen. Und die Verkehrssituation wird vermutlich nicht besser werden: Denn viele Gäste werden und sollen auch mit dem eigenen Auto kommen – immerhin stehen im „Madison“ 320 Garagenplätze zur Verfügung. Das größte Problem für die „Alteingesessenen“ ist und bleibt jedoch die Angst vor weiteren Mieterhöhungen.

Peter Behrendt