Kein Bello unterm Baum

■ Tiere sind als Weihnachtsgeschenke ungeeignet / Abgabestop im Tierheim Süderstraße   Von Peter Müller

Noch acht Tage bis Weihnachten – doch im Hunde- und Katzenhaus des Tierheims Süderstraße war schon am Mittwoch Bescherung mit Hundekuchen, Würstchen und anderen Leckereien. Einen Anlaß zur Freude gab's für die drolligen Vierbeiner dennoch nicht. Denn die 400 frauchenlosen Katzen und 100 herrchenlosen Hunde sowie 300 Kleintiere (Hamster, Schlangen, Vögel, Ozelote...) werden bis zum kommenden Jahr in den Zwingern des Tierheims ausharren müssen.

Grund: Im Tierheim Süderstraße herrscht bis zum 2. Januar 1994 Abgabestopp. Dadurch soll verhindert werden, daß Tiere als „Weihnachtsgeschenke“ unterm Christbaum landen, aber bereits Sylvester oder spätestens zum nächsten Urlaub als lästiges Anhängsel wieder auf die Straße gesetzt werden.

Es ist immmer das gleiche Lied und Leid: Der Sprößling wünscht sich ein Kuscheltier und die Eltern rennen kopflos ins Tiergeschäft oder -heim, um einen Liebling für den Liebling zu besorgen. Wenn dann die Weihnachtskerzen leuchten und das Tier mit seinen treuen Augen zwischen dem Geschenkpapier herumtollt, ist die Freunde noch groß. Doch nach wenigen Tagen ist es oft schon mit der Tierliebe vorbei. „Geschenke sollen Überraschungen sein – und genau das ist verantwortungslos dem Tier gegenüber. Die ganze Familie muß vorher über alle Konsequenzen der Tierhaltung sprechen“, so Udo-Achim Wrieske vom Hamburger Tierschutzverein.

Denn oft verschwindet bei Kindern das Interesse an Tieren sehr schnell, die Belastung durch die Tierhaltung verbleibt dann bei den ohnehin durch Berufsleben und Haushalt gestreßten Eltern, die damit häufig überfordert sind. Wrieske mahnt: „Ersparen Sie dem Tier ein grausames Schicksal durch unüberlegten Handeln.“ Dazu gehört auch: Exotische Tiere (zum Beispiel Schlangen oder Vogelspinnen) haben in unseren Gefilden nichts zu suchen, denn sie können keinesfalls artgerecht gehalten werden. Wrieske: „Ein Tier zu sich zu nehmen, bedeutet in erster Linie, Freude und Erfüllung darin zu finden, dem Tier ein schönes Leben zu bieten und für es die Verantwortung zu übernehmen.“

Und daran hapert's bei vielen Familien, die Tiere als Geschenkobjekte behandeln. Schon Silvester, wenn ordentlich gefeiert werden soll, treten die ersten Probleme auf. Wrieske: „Lassen Sie ihr Tier, insbesondere ihren Hund und ihre Katze, nicht allein zu Hause. Bringen Sie es zu Verwandten, Freunden und Bekannnten oder besorgen sie einen Tiersitter.“ Käfige von Kleintieren sollen gerade an Sylvester nicht am Fenster stehen, sondern wegen der Feuerwerks-Blitze frühzeitig abgedeckt in eine geschützte Ecke gestellt werden. Wrieske weist darauf hin: „Silvester ist Leidenszeit für Tiere.“