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■ Warten auf die U 1 / Neue Strecken

„Ich hasse die BVG“, schnauzt Julia M. und spuckt auf den Bahnsteig. Seit 17 Minuten wartet die Studentin am Görlitzer Bahnhof auf die U 1, doch die kommt nicht. Neben ihr fröstelt eine ältere Frau. Es ist kühl an diesem Morgen des 7. Oktober. Der Beamte im BVG- Glaskasten versucht die genervten Menschen auf dem Bahnsteig aufzuheitern: „Wir haben eine Störung im Stellwerk, es kann sich nur noch um Stunden handeln.“

Die Stellwerkstörung war der Anfang einer Reihe von Pannen auf der U-Bahn-Linie 1. Vier Tage später fiel ein Zug aus – Wartezeit: 20 Minuten. Eine Woche darauf, am 18. Oktober, gab das Stellwerk wieder seinen Geist auf – Wartezeit: 15 Minuten. Nun sind Züge und Stellwerk repariert, aber die Fahrgäste warten immer noch zu lange: Die Brücken über den Landwehrkanal müssen erneuert werden – die U-Bahn quietscht mit Schrittgeschwindigkeit.

Auf Nachfrage der taz besänftigte ein BVG-Sprecher: „Damals in der DDR war das noch schlimmer. Da wurden die Fahrgäste oft an einer Station aus dem Zug gejagt und mußten das Gleis wechseln, um mit einem anderen Zug weiterzufahren. Wenn die eingleisigen Strecken repariert wurden, war das die einzige Möglichkeit, weiterzukommen.“ Auf der Linie U 1 ist das heute nicht anders. Was fehlt, sind Weichen, über die die Züge defekte Streckenabschnitte umfahren könnten.

Wie lenkt die BVG von derlei Unwägbarkeiten ab? Sie feiert eine neue U 1. Ab 14. November fährt die grüne Linie „back to the roots“ von der Krummen Lanke zum Schlesischen Tor. Die U 2 wird so fahren wie die Linie A vor dem Mauerbau, von Ruhleben über Gleisdreieck und Mohrenstraße (ehemals Thälmannplatz) nach Pankow. Neu ist die Linie U 15, die zwischen Uhlandstraße und Schlesischem Tor verkehren soll. Zur Eröffnung der neuen Strecken ist auch Udo Lindenberg eingeladen, der den ersten „Sonderzug nach Pankow“ abfertigen soll. nik