Wahl mit Hindernissen

■ Eine Bischöfin in Berlin-Brandenburg? / Evangelische Kirche benannte drei mögliche Nachfolger für Martin Kruse

Nicht noch einmal möchte die Evangelische Berlin-Brandenburgische Kirche ein Debakel wie vor knapp vier Monaten, im Juni, erleben: Damals war es der Synode, dem Parlament der Kirche, nicht möglich gewesen, einen Nachfolger für den im April 1994 abtretenden Bischof Martin Kruse zu wählen. Bei der im November wieder anstehenden Wahl soll das anders werden – doch die drei jetzt von der Berlin-Brandenburgischen Kirche benannten Kandidaten sind nicht unbedingt Garanten für die erfolgreiche Kür eines Bischofs – und zum ersten Mal ist eine Frau dabei.

Politisch sind alle drei vorgeschlagenen Kandidaten links einzuordnen. Der Heidelberger Hochschullehrer Wolfgang Huber, dem die größten Chancen eingeräumt werden, wurde schon als Bundestagskandidat für die Heidelberger SPD gehandelt. Almuth Berger, die Ausländerbeauftragte in Brandenburg, ist Mitglied von Bündnis 90. Und Rüdiger Lux, parteiloser Kreistagsabgeordneter in Naumburg, war Mitbegründer des Neuen Forums im Kreis Naumburg. In ihrem geistlichen und theologischen Engagement unterscheiden sich die Kandidaten stark voneinander. Almuth Berger, die weiß, daß sie nur auf die Liste der Bischofskandidaten kam, weil sie eine Frau ist, ist seit vier Jahren nicht mehr in der Kirche tätig. In der Zeit der Wende war Almuth Berger auf Vorschlag des Runden Tisches zur Ausländerbeauftragten der DDR ernannt worden. Als dieses Amt im Zuge der Wiedervereinigung im Januar 1991 abgewickelt wurde, blieb die 50jährige in der Politik und wurde Ausländerbeauftragte von Brandenburg. Sollte Almuth Berger gewählt werden, wäre sie neben Maria Jepsen in Hamburg die zweite deutsche Bischöfin – doch die Chancen dafür stehen schlecht.

Hoch gehandelt wird dagegen der einzige Westler im Trio, der ehemalige Kirchentagspräsident Huber. Der 51jährige Theologe gilt als politisch klug, hat aber nur wenig Verbindungen zu Berlin und Brandenburg. Seine seelsorgerischen Fähigkeiten sind weithin unbekannt. Allzu leicht wird es deshalb auch ihm nicht fallen, die Zweidrittelmehrheit in der Synode zu erringen. Rüdiger Lux, mit 46 Jahren der jüngste der drei Kandidaten, wird die größte Nähe zur Basis, besonders der ostdeutschen, nachgesagt. Lux arbeitete als Gemeindepfarrer in Cottbus und Studentenseelsorger in Halle und unterrichtet jetzt als Professor für Theologie an der Pädagogischen Hochschule in Erfurt.