Gammelware, die aus dem Nichts kommt

■ Fleisch-Verarbeiter und Handel schieben den schwarzen Peter hin und her

Wer trägt eigentlich die Schuld an der „Fleischmisere“? Für den Ernährungswissenschaftler bei der Verbraucherzentrale Hamburg, Ralf Alsfeld, ist die Sache klar: „Sowohl die Produzenten als auch die Anbieter“.

Der Handel sollte eigentlich darauf achten, daß verdorbene Ware überhaupt nicht mehr der Kundschaft angeboten wird. Auch sollte es selbstverständlich sein, daß die Tiefkühltruhen „sauber gehalten werden“, so Alsfeld. Als „regelrecht böswillig“ empfindet der Verbraucherschützer, daß das Fleisch in dunkle Folien verpackt oder mit Rotlicht bestrahlt wird, so daß die KäuferInnen eine eventuelle Schädigung des Fleisches nicht erkennen können.

Den Produzenten wirft Alsfeld vor, daß trotz der Gütesiegel, „die eine hohe Qualität garantieren sollen“, die Kontrollen nicht ausreichend sind und nicht mehr in den Geschäften durchgeführt werden. „Wenn ein Hähnchen im Laden mit Fäkalbakterien verseucht ist, dann trifft die Schuld fast 100-prozentig den Hersteller. Durch mangelhafte Hygiene bei der Produktion sind diese Bakterien ins Fleisch geraten“, meint Ralf Alsfeld.

Der schwarze Peter wird mittlerweile zwischen Verarbeitern, Lieferanten und Händlern kräftig hin und her geschoben. Die Verantwortlichen in den großen Betrieben, wo Geflügel zu Brathähnchen wird, halten die Vorwürfe für „dubios“ – wenn überhaupt ein Verantwortlicher zur Stellungnahme bereit ist. Aus einem Betrieb in Essen ist zu hören, daß „unser Betrieb ständig kontrolliert wird und alles sauber ist“, aus der Nähe von Kassel die gleiche Antwort. „Da wenden sie sich mal an die Händler“, heißt es.

Die wiederum beklagen, daß der ganze Bericht des „stern“ „eine Riesenkatastrophe für die Branche“ ist, wie aus einem Hamburger Kaufhaus zu erfahren war. „Eine unserer Hauptaufgaben ist die ständige Kontrolle der Ware und der Kühlgeräte. Wir würden mangelhafte Ware nicht anbieten“, erklärt der Verantwortliche im Alsterhaus. Alles weitere sollte besser beim Lieferanten erfragt werden.

Ein Lieferant weiß nur, daß „wir mit modernsten Kühltransporten und –Anlagen arbeiten“. Außerdem unterliegen sie „schärfsten“ Kontrollen. Wahrscheinlich fallen die verdorbenen Artikel aus dem Nichts in die Truhen.

Peter Behrendt