Niedliches Spermaspritzen

■ Hamburger Carlsen Verlag veröffentlicht Ralf Königs “Konrad und Paul“

Wer mit seinen Zimmerpflanzen redet und trotzdem nur traurige Mickerlinge auf dem Fensterbrett hat, sollte deshalb nicht an der Methode zweifeln. Vielleicht ist nur die Tonlage falsch gewählt. Ficusse zum Beispiel „mögen es allgemein etwas härter“, wie Ralf König eindrücklich darstellt. Doch sein Comic Konrad und Paul ist kein Ratgeber. Vielmehr handelt es sich um eine Zusammenstellung von Szenen aus dem Leben eines ungleichen schwulen Paares.

Einigen Lesern dürften die Geschichten von Konrad und Paul merkwürdig bekannt vorkommen. Bis auf den Prolog sind sie nämlich sämtlich schon im Schwulenmagazin magnus erschienen. Konrad, ein Softie-Klavierlehrer, der auf Jünglinge steht, lebt inzwischen zehn Jahre mit dem immergeilen Lederkerl Paul zusammen.

Natürlich gibt es Konflikte, und zwar solche, wie es sie (fast) nur unter Schwulen geben kann. Es droht Gefahr durch kalte Hände bei Safer-Sex-Parties und die Aufhebung sämtlicher Coming out-Erfolge beim obligatorischen Weihnachtsmahl mit Pauls Eltern. Das alles sei übertrieben, meinen die einen. Zum Beispiel, wenn der schnelle Sex beim Strickkurs an einem zu eng geknüpften Unterhosenbündchen scheitert. Doch andererseits hat sich die Feststellung, „dieses Ereignis könnte unverändert von Ralf König übernommen werden“ inzwischen fest in der Szene etabliert.

Im Band Bullenklöten hatte das Kölner Comicpaar schon einmal Hauptrollen. Konrad und Paul kommt mit weniger Sexszenen aus. Hier wie dort wird es niemals pornographisch, denn selbst erigierte Penisse und spritzendes Sperma sehen bei Königs Knollennasen-Figuren immer nur niedlich aus.

Fans des Autoren können dem wahren Innenleben des Ralf König mit diesem Buch weiter auf die Spur kommen. In einem Interview hat König jedenfalls einmal gesagt, von allen seinen Figuren komme ihm Paul am nächsten.

Werner Hinzpeter

Ralf König: Konrad und Paul, Carlsen Verlag, Hamburg 1993, 16,90 Mark