Erotik frei ab sechs Jahren

■ „A Midsummer Night's Dream“ von Nicholas Feustel: ein schwuler Trashfilm ohne wilden Sex, aber mit Humor

Eine Geburtstagsparty filmen kann jeder. Höchst unterschiedlich dürfte aber das Ergebnis sein. Der Hamburger Jungfilmer Nicholas Feustel filmte seine Privatfete und machte glatt seinen ersten Erotik-Kurzfilm daraus. A Midsummer Night's Dream, so der Titel des recht humorvollen Films, wurde am Dienstag im Cafe Gnosa gleich zweimal uraufgeführt und kann am 17. September noch einmal im Offenen Kanal angeschaut werden .

Markus (Thorsten Güldner) zieht sich nach einem vielsagendem Distanzflirt mit Jan (Markus Finkler) allein aufs Bad zurück – der Erfrischung wegen. Plötzlich läßt ihm ein unscheinbarer Duschkopf keine Ruhe mehr, die Musik wird mittlerweile höchst dramatisch, und schwuppdiwupp steht ein nackter Markus unter der Dusche. Irgendwann steht dann der schon angeflirtete Jan in der Tür und bald auch samt Klamotten unter der Dusche. Es folgen Küsse und Zärtlichkeiten, für deren Darstellung die Kamera aber keine Genitalien sichtbar werden läßt: schwule Erotik freigegeben ab sechs Jahren.

Was A Midsummer Night's Dream vom Softporno unterscheidet, ist aber nicht nur die jugendfreie Inszenierung, sondern vor allem die Selbstironie, mit der das Video-Werk produziert wurde. Mit einem Billigetat von 3.500 Mark, einer Billigausstattung und kostenlosen Schauspielern wirkt der Film wie ein Hobbyvideo. Doch Regisseur Feustel machte aus der Not eine Tugend: Der Film spielt augenzwinkernd mit der schlechten Leistung der Laienkomparsen. Hinzu kommen übertriebene Musikakzente, geschickte Kameraeinstellungen, durch die zum Beispiel ein Duschkopf zum Götzen wird und eine playbacksingende Drag-Queen namens Victor, fertig ist der Trash-Film.

Aus der selbstironischen Komik heraus gleitet der Film ganz allmählich in die Erotik, die durch Bildschnitt und -ausschnitt überzeugt. Leider zeigt das Drehbuch kleine Mängel: Wie kommt man nun aus einer heißen Duschszene heraus, ohne gleich zu wildem Sex überzugehen? Ganz einfach, Markus hat das alles nur geträumt. Aber das Ende bleibt offen. Jan steht unversehens tatsächlich in der Tür.

Werner Hinzpeter

A Midsummer Night's Dream ist am 17. 9. um 19.00 Uhr nocheinmal im Offenen Kanal zu sehen