Häßliches Cordbett

■ Blasse Premiere im Theatron: HamBurgtheater mit zwei Pinter-Einaktern

Es gibt einen deutlichen Unterschied zwischen „sich wie zu Hause fühlen“ und „sich wie zu Hause aufführen“. Diese Erfahrung muß Law machen, dessen früherer Kommilitone Stott nicht nur unerwartet zu Besuch kommt, sondern sich in Minutenschnelle mit der mitgebrachten Freundin Jane in seinem Bett lümmelt und dann für Tage einnistet. Harold Pinters Stück Tiefparterre war zunächst als Fernsehspiel geschrieben und besteht aus teilweise sehr kurzen Szenen. Es greift die Spannung zwischen Gastgeber und Gästen auf. Laws konventionelle Versuche, Stotts Unverschämtheiten mit höflichen Floskeln Grenzen zu zeigen, prallen ungehört ab. Jane flirtet mit beiden Männern und verschärft damit die sich zuspitzende Situation.

Ursprünglich sollten drei Pinter-Einakter am Samstag im Theatron Premiere haben. Aus urheberrechtlichen Gründen, hieß es, durfte das HamBurgtheater allerdings nur zwei davon spielen. Das zweite Stück Betrogen erzählt die Geschichte von Jerry, der jahrelang ein Verhältnis mit Emma, der Ehefrau seines besten Freundes Robert, hatte. Obwohl Robert lange von dieser Beziehung weiß und auch schon mit Emma darüber gesprochen hat, leben alle unverändert nebeneinander her. Wo sie sich begegnen, bleiben sie oberflächlich. Ihren Gefühle geben sie keinen Raum. Der Reiz der Dialoge liegt unausgesprochen zwischen den Worten. Diesen Eindruck verstärkt die ungewohnte Erzählweise. Die Handlung wird von hinten aufgerollt, beginnt also nach Ende der Beziehung von Emma und Jerry und führt allmählich zurück zu ihrem Anfang.

Besonders Betrogen verliert durch die Diskrepanz zwischen den dargestellen Figuren der oberen Mittelschicht und der Billigstausstattung bei Kostümen und Requisite an Glaubwürdigkeit. Das grottenhäßliche Cordbett und das schlecht sitzende Jackett von Andrejas Schnell in der Rolle des Robert hätten zumindest dramaturgisch aufgegriffen werden müssen. Da es dem Ensemble hier anders als bei Tiefparterre selten gelingt, die wechselnden Stimmungen und die Absurdität der Szenen zu vermitteln, wird Betrogen gegen Ende auch noch langatmig. Insgesamt blieb der Pinter-Abend des Ensembles mit dem überkandidelten Namen sehr blaß. Werner Hinzpeter

Theatron, bis 21.8, 20.07 Uhr