Treppen im Radkonzept

■ ADFC und Handelskammer sind mit dem Verkehrssenator gar nicht zufrieden   Von Peter Behrendt

Rasend schnell fährt der Fahradkurier auf seinem Mountainbike den Radweg parallel zur Sierichstraße entlang – bis er auf der Höhe Schwanenwik jäh abbremsen muß: „Radfahrer absteigen“ fordert ihn ein Schild vor einer Baustelle auf. Der Rad weg ist hier zu Ende. Stattdessen darf er sein Fahrad nun 22 Treppenstufen hinunter zum Alsterradweg tragen – gar nicht so einfach mit seinen schweren Taschen. Oben am Treppenabsatz stehen einige Mitglieder des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC): „Vielen Dank für sechs Wochen Treppensteigen, Herr Wagner“, steht auf ihrem Plakat. Denn genau sechs Wochen ist es her, daß Bau- und Innenbehörde hier diesen „Treppenwitz“ – so der ADFC – eingerichtet haben.

Aber nicht nur Radfahrer könne darüber nicht lachen. Eine junge Mutter mit Kinderwagen ist dringend auf fremde Hilfe angewiesen und findet diesen Umweg „auf deutsch gesagt beschissen“. Für Torsten Prinzlin, Pressesprecher des ADFC in Hamburg, ist dieses Hindernis „exemplarisch für den behördlichen Umgang mit Radfahrern und Fußgängern“. An vielen Stellen in der Stadt fänden sich Hindernisse, aber „das hier ist schon ein starkes Stück“.

Beim ADFC scheinen die Hoffnungen zu schwinden, daß sich in absehbarer Zeit etwas zum positiven verändert. Waren noch im Juli die Erwartungen groß, als Eugen Wagner mit seinem Konzept für eine „Neue Radverkehrsplanung in Hamburg“ an die Öffentlichkeit trat, so ist mittlerweile allenthalben Ernüchterung eingetreten. Denn die Vorschläge des „Fahrradbeirates“ in der Baubehörde – in dem VertreterInnen von ADAC, Fahrradgruppen, Verkehrswacht, DGB, Schülerkammer, Handelskammer etc. saßen – stießen in den vergangenen Wochen immer stärker auf Widerstand.

So ist zum Beispiel für den ADAC der separate Fahrradweg auf der Straße „kein Thema“ mehr – der war aber Hauptbestandteil des Konzepts. Auch die Handelskammer Hamburg, von der man weiß, daß sie jedem Vorschlag zur Verringerung des Autoverkehrs grundsätzlich ablehnend gegenübersteht, hat in der neuesten Ausgabe ihrer Zeitschrift „Hamburger Wirtschaft“ kräftig gegen neue Radwegekonzepte gewettert.

Was die unerschrockenen Radler vom ADFC nicht aus der Bahn wirft: Mit diversen Aktionen wollen sie noch vor der Wahl für bessere Zeiten kämpfen. Übrigens: Pünktlich zum Ferienende wird der Radweg am Schwanenwik am Montag wieder freigegeben.