■ Gastkommentar
: SPD: Der Untergang

Sie können sich drehen und wenden wie sie wollen, unausweichlich kommt die Katastrophe. So geht es in der antiken Tragödie. Verblüfft und amüsiert registriert inzwischen die Republik – soweit sie weiß, daß es noch ein Bundesland Bremen gibt – wie die Sozialdemokraten hier Sophokles spielen. Keiner traut dem unglücklichen Wedemeier und seinen Senatsgespenstern noch zu, die SPD in Bremen an der nächsten Wahlkatastrophe vorbeimanövrieren zu können. Jeder weiß, daß nur noch eine radikale Runderneuerung der abgenutzten SPD-Regierungsmannschaft Überlebenschancen gibt.

Und trotzdem beschließt die Partei ihren Untergang. Wedemeier bleibt Bürgermeister und wird Spitzenkandidat. Was soll sie auch tun. Die Situation ist ausweglos. Der Bremer SPD fehlt jegliches Erneuerungspotential; in der bundesdeutschen Parteiengeschichte hat es so etwas noch nicht gegeben, daß alle Gruppierungen innerhalb einer Partei sich darin einig sind, die falsche Regierungsmannschaft zu besitzen und trotzdem an der Verlierermannschaft festhalten müssen, weil es in der ausgepowerten Partei niemanden gibt, der die Verschlissenen ersetzen könnte.

Der verzweifelte Versuch, eine Erneuerung über die Basis zu erzwingen, ist an der Nervenschwäche Hickels endgültig gescheitert. Die lächerliche Ausschreibungsfrist für Spitzenkandidaten wird am 20. August mit Wedemeiers alleiniger Bewerbung enden.

Damit beginnt der Abschied vom Regieren. Manch einer will das auch. Wer so am Ende ist, muß vom Wähler aus dem Rathaus getrieben werden, denken sie. Vergessen wird dabei, daß viele Jahre bis zur Wiederkehr verstreichen werden, in denen CDU und FDP sozialdemokratische Spuren glätten werden. Es gibt ein gutes Regierungserbe der SPD, das jetzt preisgegeben wird.

Sophokles bleibt also auf dem Spielplan. Als schlechter Trost bleibt, daß bis zur Wahl nur noch die CDU Umfragen startet. Der Senat will nicht mehr wissen, was in Bremen läuft. So ist es Brauch bei allen, die am Ende sind. Thomas Franke, Senator a.D.