„Polizeiüberfall“ auf linkes Konzert

■ „Antifa“ Hessen fordert Freilassung zweier Verhafteter

Frankfurt/Main (taz) – „Während sich dieser Staatsapparat mit der Bekämpfung antifaschistischer und autonomer Bewegungen aufhält, planen Rechtsradikale weitere Anschläge und Morde.“ Der angebliche „Polizeiüberfall“ auf ein „antifaschistisches/antirassistisches Konzert“ in Inheiden bei Hungen am 16. Juli hat laut einer Presseerklärung der Frankfurter Antifa-Gruppe „Antirassistisches, antifaschistisches Notruf- und Infotelefon“ die „Erfahrungen aus der Vergangenheit bestätigt“, wonach es politische Praxis dieses Staates sei, Linke mit Repressionsmaßnahmen zu verfolgen und Rechtsradikale zu tolerieren.

Hintergrund der kollektiven Empörung ist die Festnahme von zwei „Genossen“ am Ende der Musikveranstaltung in Inheiden durch die Polizei. „Wahllos und brutal“ hätten die Polizisten die beiden Antifaschisten aus einer Menschenmenge herausgegriffen. Dabei sei es zum Einsatz von Schlagstöcken und Reizgas gekommen. Und ein Beamter habe seine Dienstpistole gezogen und gedroht, die Hunde der KonzertbesucherInnen zu erschießen. Dem Polizeibericht ist dagegen zu entnehmen, daß die Beamten bei dem Versuch, die beiden Männer aus Frankfurt und Rüsselsheim, denen „Landfriedensbruch und Widerstand gegen die Staatgewalt“ vorgeworfen wird, festzunehmen, einem „Stein- und Kugelhagel“ ausgesetzt gewesen seien. Dabei sollen vier Polizisten verletzt worden sein. Einem Beamten seien Splitter einer Autoscheibe in den Mund gedrungen.

Nach Polizeiangaben hätten etwa 15 vermummte Personen während der Musikveranstaltung „ortsansässige Jugendliche plötzlich und grundlos mit Holzknüppeln und Baseballschlägern angegriffen“. Doch was die Polizei in einer Presseerklärung einen „grundlosen Angriff“ auf harmlose Jugendliche nannte, war für die AntifaschistInnen „Notwehr“. Bei den Jugendlichen habe es sich um rechtsradikale Provokateure gehandelt. Die Neofaschisten seien bewaffnet gewesen – und einer habe einen Mitgliedsausweis der „NSDAP/Aufbauorganisation“ bei sich gehabt. Die AntifaschistInnen forderten deshalb die umgehende Freilassung der beiden noch immer in U-Haft sitzenden 33- und 28jährigen Männer und die Einstellung des Verfahrens. Auch sei der Haftprüfungstermin ohne die Anwälte der beiden Häftlinge durchgezogen worden. kpk