Weserkraftwerk kann gebaut werden

■ Zähe Verhandlungen führten zu Behörden-Kompromiß / Kraftwerk-Baubeginn 1995?

Nach monatelangen und zähen Verhandlungen zwischen dem Umweltsenator und dem Wasser- und Schiffahrtsamt (WSA) hat es nun einen Kompromiß zum Weserkraftwerk gegeben. Alle Widerstände der Bundesbehörde WSA sind beiseite geräumt, und wenn alle Zeitpläne wider Erfahrung mit Großbaustellen eingehalten werden, dann kann im September 1995 der erste Spatenstich am neuen Weserwehr gefeiert werden.

Die Wasser- und Schiffahrtsamt ist die zuständige Genehmigungsbehörde für den Neubau des Kraftwerks. Die hatte sich lange quergelegt: Weil mit dem neuen Wehr auch ein Ersatz für die altersschwache Schleuse gebaut werden soll, könne man gar kein Kraftwerk bauen, schon gar nicht zeitgleich. Erstens müsse die Zuwegung zur Schleuse so wie geplant und nicht anders verlaufen. Und die führe genau über eine Turbinenkammer, da könne man nichts machen. Zweitens müßten bei Hochwasser Dämmplatten vor die Schleusentore gebracht werden. Die könne man aber nur auf einem Gefährt transportieren, das einen bestimmten Wendekreis hat — und der liege genau da, wo das Kraftwerk gebaut werden soll. Drittens müsse man viel Wasser über's Wehr laufen lassen, damit die Fische dahinter genug Sauerstoff hätten. Das fanden auch einige Umweltschützer interessant. Daß dieses Wasser dann in den Turbinen fehlt und damit das Kraftwerk unrentabel wird, Pech gehabt.

Unüberwindlich schienen die Widerstände, aber am Ende stand doch noch die Einigung: Die Vorschläge des Umweltressorts, die Zuwegung für wenig mehr Geld ein bißchen neben der geplanten Spur zu verlegen, fand am Ende noch Gehör, und für die Dämmplatten hatte man die geniale Idee eines Transporters mit zwei lenkbaren Achsen. Der Radius wird kleiner, das Kraftwerk kann gebaut werden. Und wenn es soweit ist, werden die Fische durch eine Zusatztechnik an den Turbinen mit Sauerstoff versorgt.

Im August soll der Rahmenvertrag zur Koordinierung der Bauvorhaben Schleuse und Kraftwerk zwischen dem Land Bremen und der Wasser- und Schiffahrtsdirektion unterzeichnet werden. Mitte nächsten Jahres kann mit dem Bau der Schleuse begonnen werden, zu der gleichen Zeit wird das Planfeststellungsverfahren für das Kraftwerk abgeschlossen. Dafür könnten die Bauarbeiter im Spätsommer 1995 anrücken — wenn, ja wenn sich die Stadtwerke bis dahin nicht alles wieder anders überlegt haben. Jochen Grabler