Von der Hundehütte in den Schuldturm

■ Bremerhaven pfändet Hunde, wenn Herr- und Frauchen die Steuern nicht bezahlen

Von der Hundehütte in den Schuldturm

Bremerhaven pfändet Hunde, wenn Herr- und Frauchen die Steuern nicht bezahlen

Ab ins Tierheimoto: Jörg Oberheide

Bremerhaven macht ernst: Wenn Herrchen oder Frauchen die Hundesteuer nicht zahlen, geht es dem Lumpi jetzt ans Halsband. Mit der Pfändung von Hunden will der Magistrat der Seestadt ein Zeichen gegen die schleifende Zahlungsmoral der BesitzerInnen setzen. Am Donnerstag war Albert Gomm, Leiter der Steuerabteilung beim Magistrat, zum ersten

hier bitte den

Hund von hinten

Mal auf Hundestreife. Das Ergebnis: drei Hundebesitzer, die im Angesicht der Staatsmacht — Gomm hatte zwei Polizisten bei sich — lieber zahlten und zwei gepfändete Hunde im Tierheim.

„Es geht ja nicht darum, der

alten Omi ihren Liebling wegzunehmen“, sagt Werner Brischke, Leiter des Kämmerei- und Steueramtes. Er will die Menschen an die Leine nehmen, die „sich jahrelang um die Zahlung der Hundesteuer einfach nicht gekümmert haben. Das sind mehr so Leute, die ein bißchen asozialer gefärbt sind.“ 150 Mark an Steuern kostet die Menschen jährlich ihr bester Freund, aus sozialen Gründen kann diese Forderung halbiert werden. Trotzdem stehen insgesamt 200 Fälle von Steuerverweigerung in den Akten des Magistrats. Wenn alle Forderungen eingetrieben werden, rechnet der Magistrat mit Mehreinnahmen von 10.000 Mark jährlich.

Nachdem die Behörde bereits Anfang Juni mit der Pfändung der Vierbeiner gedroht hatte, ging es am Donnerstag zur Sache. Als solche gilt ein Tier nämlich laut dem Bürgerlichen Gesetzbuch. Und obwohl es juristische Zweifel an der Pfändbarkeit von Hunden gibt, (Hunde, die weniger als 200 Mark kosten, dürfen eigentlich vom Gerichtsvollzieher nicht mitgenommen werden), gab der Magistrat seinen Hundefängern Rückendeckung. Sechs säumige Zahler suchte Albert Gomm auf. “Es war gut, die Polizisten dabeizuhaben, es gab mal ein bißchen Rangeleien“, sagt Gomm. Grundsätzlich habe es aber viel Verständnis bei den ertappten Steuersündern gegeben. Drei zahlten, zwei waren nicht da, und einen Besitzer traf das Unglück. Widerstandslos, so Gomm, ließen sich die Hunde abführen und ins Tierheim bringen. Da warten die beiden Mischlinge jetzt darauf, daß Herrchen ihre Kaution bezahlt.

Werner Brischke bezeichnet die Aktion als „Zeichen“. Die Hundesteuer-Verweigerer sollen zum Zahlen dressiert werden. „Teilweise hat unsere Klientel 10 Jahre lang nicht gezahlt, da sind Summen bis zu 1000 Mark aufgelaufen.“ Ein Viertel der Summe muß man schon hinlegen, um von der Pfändung verschont zu bleiben. Wer nichts zu beißen hat, der soll den Hund eben abschaffen, meint der Steuerbeamte. „Wer mit seiner Sozialhilfe nicht auskommt, dem kann man es zumuten, daß es seinen Hund abschafft.“ Bernhard Pötter