Junge Neonazis: Peters befahl, wir folgten

■ Aussagen vor Lübecker Gericht

Lübeck (dpa) – Die zehn jungen Neonazis, die in Lübeck vor Gericht stehen, haben bei Brandanschlägen auf Asylheime zum Teil „auf Befehl“ des mutmaßlichen Mölln-Attentäters Michael Peters (25) gehandelt. Das geht aus den Geständnissen hervor, die sie am Donnerstag ablegten. Die 16 bis 20 Jahre alten neun jungen Männer und das 18jährige Mädchen müssen sich vor der Jugendkammer des Landgerichts Lübeck wegen versuchten Mordes und versuchter Brandstiftung verantworten.

Maßgeblich an den Brandanschlägen beteiligt waren nach ihren Angaben Michael Peters und Lars Christiansen (19). So soll Peters die Asylheime in Gudow und Kollow bei Mölln ausgesucht und auch das Kommando bei den Überfällen am 6. und 12. September 1992 übernommen haben.

Die in Lübeck angeklagten Jugendlichen aus Mecklenburg-Vorpommern sind keine Skinheads: Statt Glatze und Bomberjacke tragen sie lange Haare, Jeans und Turnschuhe. Ihr Motiv für die Mordanschläge: „Abenteuerlust, Gruppenzwang und eine gewisse Abneigung gegen Ausländer“, sagte das Mädchen, das auf Anweisung von Peters eine der zwei Gruppen beim Anschlag auf das Heim in Kollow geführt hatte. Sie selbst habe damals einen Brandsatz auf einen Baum geworfen: „Bewußt, weil ich nicht wollte, daß was passiert.“

Ein 16jähriger sagte: „Ich wollte nur ein Zeichen setzen für die vielen Scheinasylanten. Die sollten sehen, daß sie in Deutschland nicht erwünscht sind.“ Ein 18jähriger distanzierte sich vor Gericht von seinen Taten: „Gewalt ist kein Mittel“, erklärte er.

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