Zuwanderung einplanen

■ Staatsrat Hoppensack: 2.000 Flüchtlinge jährlich

Zuwanderung ist normal. Dies müsse Politik endlich zur Kenntnis nehmen und auch von dieser Stadt beantwortet werden. Mit dieser Revision auch seines bisherigen Politik-Standpunktes ging Hans-Christoph Hoppensack, Staatsrat im Ressort Gesundheit, Jugend und Soziales, gestern an die Presse. Jahrelang sei Zuwanderung als vorübergehendes Problem begriffen worden. „Jetzt haben wir diese Lebenslüge als Behinderung entdeckt“, versicherte Hoppensack. Konsequenz aus der Erkenntnis: Da von vornherein klar ist, daß in den nächsten zehn Jahren 2.000 Aussiedler und 500 bis 1.000 andere Flüchtlinge pro Jahr nach Bremen kommen, müsse für deren Unterbringung auch planungsrechtlich vorgesorgt werden. Denn, so Hoppensack unterstützt von seinem Unterbringungsreferenten und dem Prokuristen der „Bremischen“, das „Hauptproblem sind erschlossene und planungsrechtlich baureife Grundstücke“.

Das Schiff wird kommen. Sichtlich genervt von den zermürbenden Diskussionen um den Schiffsanlegeplatz für 400 Menschen verkündete der Staatsrat: „Sobald das Wohnschiff Ende Juli da ist, werden wir alle Bunker räumen.“ 300 Menschen werden dann aus Bunkern und Turnhalle umziehen. Dennoch: 500 Flüchtlinge bleiben voraussichtlich auch in diesem Jahr unversorgt. Wohnungsbauprogramme ließen sich nicht so schnell realisieren, einzelne Häuser anzukaufen seien auch nur Tropfen auf den heißen Stein.

Aus einem Gespräch mit den Wohnungsbaugesellschaften in der vergangenen Wochen nährt Hoppensack die Hoffnung, 150 bis 200 Wohnungen zusätzlich bis Ende 1994 „auf die Bremer Erdoberfläche“ zu kriegen. Aber: „Ohne zusätzliche Maßnahmen werden wir nicht auskommen“, so der Behördenchef, erläuterte das aber nicht.

Erneut präsentierte er unterdessen sein „regionales Verteilungsverfahren“. Mit dieser Idee will die Sozialbehörde die Beiräte in die Pflicht nehmen: Für die Stadtteile werden Unterbringungsquoten von Zuwanderern je Einwohnern festgelegt, Vorschläge für die Unterbringung sollen dann die Stadtteilbeiräte entwickeln. Seit September wird solch ein Konzept diskutiert. Zehn Beiräte haben sich für, neun gegen das Konzept ausgesprochen. Der Gesamtbeirat habe sich noch nicht abschließend geäußert. Das müsse nun forciert werden. ra