Überlebt das Stay Alive?

■ Räume des Drogenprojekts in St. Pauli gekündigt / Keine Alternative

in St. Pauli gekündigt / Keine Alternative

Kaum hat sich ihre Arbeit etabliert, da muß die Drogeneinrichtung Stay Alive in St. Pauli wieder um ihre Existenz bangen. Nach dem derzeitigen Sachstand scheint es, daß die Einrichtung Ende 1993 aus ihren Räumen am Nobistor fliegt. „Eine Alternative ist nicht in Sicht“, erklärte Sozialarbeiter Martin Mehl gestern.

Nach dem Vorbild des Drob Inn in St. Georg, einer Tagesaufenthaltsstätte für Junkies, hatten einige SozialarbeiterInnen schon 1990 begonnen, in einem Bauwagen in St. Pauli Spritzentausch anzubieten. Im März 1992 gelang es ihnen schließlich, ihr Stay Alive am Nobistor einzuweihen. „Unser Angebot ist gut angekommen“, so Mehl, „wir haben täglich bis zu 200 Besucher.“ Doch der Mietvertrag mit Besitzer Claus Becker ist befristet: Nach dessen Vorstellungen soll das Gebäude im kommenden Jahr einem Bürogebäude weichen.

Die Suche nach Alternativen in St. Pauli erwies sich als Hindernisrennen: Kaum hatten die DrogensozialarbeiterInnen eine mögliche Alternative aufgetan, schmissen die Bezirksfraktionen, allen voran die SPD, ihnen Steine in den Weg. „Die SPD lehnt alle Objekte mit dem Argument nicht-sozialverträglich ab“, so Mehl. Nach eigenen Verlautbarungen wollen die GenossInnen das Drogenprojekt auf dem Kiez erhalten — am liebsten am gleichen Standort. Doch die Gespräche mit Becker, der angeblich zugesagt hatte, das Projekt im Neubau unterzubringen, stecken fest. Mehl dazu: „Wir haben noch immer kein schriftliches Angebot von ihm. Die Verhandlungen sind wohl gescheitert.“

Das Objekt ihrer Begierde steht in der Kastanienallee. Das Gebäude, das vom Besitzer bis jetzt für sie freigehalten wurde, könnte sowohl das Stay Alive als auch eine Übernachtungsstätte für Junkies beherbergen. Doch auch hier stellte sich die Bezirks-SPD quer. Das Hickhack entnervte jetzt auch den Besitzer dieses Gebäudes: Er bietet es nun wieder auf dem Markt an. Damit wäre auch die letzte Alternative außer Reichweite. sako