TU-Harburg: Studis rebellieren

Das hat es noch nie gegeben. Studenten des Fachbereichs Elektrotechnik der TU-Harburg rufen für nächsten Dienstag zum Boykott einer Vorlesung auf. „Nachdem wir jahrelang vergeblich versucht haben, die in unseren Augen katastrophale Situation in Vorlesung, Übung und Prüfung ,Grundlagen der Elektrotechnik A‘ zu verbessern, sehen wir jetzt keine andere Möglichkeit mehr“, heißt es in einem Brief des Fachschaftsrats.

Grund für den Protest an Hamburgs Elite-Universität: In der Vorlesung, die sich an Studienanfänger richtet, würden mathematische und physikalische Kenntnisse vorausgesetzt, die die Studierenden noch nicht haben und eigentlich erst noch erwerben sollen. Auch die angeschlossene Übung, so die Kritik, treibe die Überforderung auf die Spitze, statt zu einem besseren Verständnis beizutragen. Die Folge: absurd hohe Durchfallquoten bei den Klausuren. Die letzte haben 85 Prozent nicht bestanden.

Die Nachwuchs-Ingenieure fordern eine Vorlesung, die zum Verständnis physikalischer Phänomene beiträgt und die Zuhörer befähigt, das Wissen auch anzuwenden. Damit wäre mehr erreicht als mit „halbverstandenem Klausurwissen“. Doch der zuständige Professor Ulrich habe sich in Gesprächen bisher nicht bereit erklärt, sein Konzept zu ändern. Dazu hat er jetzt vielleicht Zeit. Und auch ein Vorbild. Um den Studenten die Teilnahme am Boykott zu erleichtern, hat der Fachschaftsrat eine Gegenvorlesung organisiert. kaj