Bischof kritisiert neue RAF-Verfahren

■ Franz Kamphaus plädiert für Freilassung und Begnadigung

Berlin (taz) – Der Limburger Bischof Franz Kamphaus hat die neue Prozeßserie gegen bereits zu langen Haftstrafen verurteilte Gefangene der „Rote Armee Fraktion“ kritisiert. Das in der vergangenen Woche in Stuttgart-Stammheim gegen die frühere RAF-Aktivistin Ingrid Jakobsmeier eröffnete Verfahren erzeuge den Eindruck, „daß wieder hart vorgegangen wird“. Der Katholischen Nachrichtenagentur (KNA) sagte Kamphaus, die Suche der Gefangenen nach mehr Gesprächsmöglichkeiten würde „schweigend übergangen“. Wo aber „nicht miteinander gesprochen wird, wird am Ende wieder geschossen“.

Es sei zu bedauern, daß die sogenannte „Kinkel-Initiative“ zur vorzeitigen Entlassung von RAF- Gefangenen nicht durchgehalten worden sei. Nach der Erklärung der RAF vom April 1992, „Angriffe auf führende Repräsentanten aus Wirtschaft und Politik einzustellen“, hätten manche in der Politik und den Staatsschutzapparaten wohl angenommen, „das Wichtigste sei erreicht“. Versöhnung erfordere jedoch einen „Prozeß des Umdenkens auf allen Seiten“. Es gebe gute Gründe, RAF- Gefangene zu entlassen oder zu begnadigen. Dazu gehöre auch „die politische Analyse der Gefangenen selbst“. Sie hätten in ihren letzten Äußerungen festgestellt, „daß ein emanzipatorischer Prozeß durch bewaffneten Kampf nicht vorankommen“ könne. gero