Mörderjagd mit Buddha

■ Krimiautor Janwillem van de Wetering kommt nach Hamburg

kommt nach Hamburg

Es gibt Menschen, die hassen Fortsetzungsromane. In der Tat müssen sich Neulinge erst in Janwillem van de Weterings jüngsten Krimi hineinarbeiten. Denn in De Gier im Zwielicht finden sie sich in einer lang eingespielten Heldentruppe wieder: Rinus de Gier, Henk Grijpstra und der Commissaris von der Amsterdamer Mordkommission haben schon etliche Fälle gelöst.

Inzwischen sind sie aus dem Dienst ausgeschieden, aber immer noch freundschaftlich miteinander verbunden. Nun braucht de Gier Hilfe, spricht doch alles dafür, daß er seine Frau getötet hat. Grijpstra macht sich auf den Weg zu de Giers Ruhesitz nach Maine an der amerikanischen Ostküste, während der Commissaris die Ermittlungen aus dem fernen Amsterdam unterstützt. Der Fall entpuppt sich als viel größer, als es auf den ersten Blick erscheint. Aber natürlich wird er am Ende gelöst — wenn auch auf ungewöhnliche Weise, denn Autor van de Wetering braucht weder Gefängnisse noch Gerichte, um die Gerechtigkeit wieder herzustellen.

Seine Helden sind keine immerguten Übermenschen, sondern haben alle ihre Merkwürdigkeiten. „Man muß die Menschen nehmen, wie sie sind,“ läßt er de Gier sagen, und tatsächlich beschreibt er seine Figuren, statt sie zu moralisieren. Außerdem bringt er eine Menge Orts- und Sachkenntnis ein. Denn van de Wetering wohnt selbst am Hauptschauplatz Maine und hat neun Jahre als Feierabendpolizist in Amsterdam gearbeitet.

Van de Weterings Bücher sind Spiegelbilder seiner selbst. So erzählte er in einem Interview, er habe seine eigenen Charakterzüge auf die drei Spürnasen der Krimiserie verteilt. Auch die Religiosität, die unterschwellig in seinen Büchern steckt, verrät viel über ihn. Schließlich hat ihn ein 18-monatiger Aufenthalt in einem japanischen Zen-Kloster geprägt. Werner Hinzpeter

Janwillem van de Wetering: De Gier im Zwielicht, Rowohlt 1993, 9.90 Mark

Lesung: Montag, 19.30 Uhr, Amerikahaus (Tesdorpstraße 1)