Hausverbot für Roma in Gedenkstätte

■ Kulturbehörde untersagt Aktion in Neuengamme

Hamburg (taz) – In dem ehemaligen Konzentrationslager Neuengamme im Südosten von Hamburg wird es am Sonntag aller Voraussicht nach zu einem Polizeieinsatz gegen Mitglieder des Roma National Congress (RNC) kommen. Am Mittwoch abend untersagte die Hamburger Kulturbehörde als Hausherrin der Gedenkstätte eine von den Roma-Verbänden für das Wochenende angekündigte Besetzung. Begründung: „Die Funktion als Gedenkstätte wird durch diese Aktion beeinträchtigt“, und die Behörde wolle es außerdem nicht dulden, daß das ehemalige Konzentrationslager „in der Auseinandersetzung um die Asylproblematik instrumentalisiert wird“. Auch der ökumenische Gottesdienst wurde untersagt.

Die Aktion der Roma sollte anläßlich des 53. Jahrestags der ersten Deportationen von Roma und Sinti in KZs in Polen stattfinden. Außerdem sollte auf dem Gelände eine „Fluchtburg für illegal in Deutschland lebende Roma“ errichtet werden, um auf fortdauernde Pogrome in Osteuropa aufmerksam zu machen. Der Vorsitzende des Hamburger Roma-Verbandes, Rudko Kawcynski, hatte außerdem einen Hungerstreik zur Durchsetzung des Bleiberechts jugoslawischer Roma und für ihre Anerkennung gemäß der Genfer Konvention angekündigt.

Noch zu Wochenbeginn hatte Kawcynski sich optimistisch geäußert, daß es mit den Behörden zu einer Lösung kommen werde. Doch die machten ihm einen Strich durch die Rechnung: Seit gestern patrouillieren nun Polizisten vor der Gedenkstätte. Initiator Kawcynski gibt jedoch nicht klein bei und betont: „Wir gehen trotzdem nach Neuengamme.“ Die Roma- Landesverbände aus Niedersachsen, Bremen und Schleswig-Holstein haben bereits ihre Unterstützung zugesagt. Sannah Koch