■ Der erste tote japanische UNO-Soldat in Kambodscha
: Japans Jugoslawien

Als sich die japanische Selbstverteidigungsarmee letzten Sommer auf ihre erste Auslandsexpedition seit den kaiserlichen Feldzügen des Zweiten Weltkriegs vorbereitete, erschien der ihnen bevorstehende UN-Auftrag, in Kambodscha friedliche Wahlen abzuhalten, wie ein Pfadfinderabenteuer im Vergleich zu den verzweifelten Friedensmissionen auf dem Balkan. Doch Völkermörder sind Völkermörder. Mit der Unterschrift auf UN-geheiligtem Papier werden aus ihnen nicht weiße Schafe. Genauso aber dachten die braven Japaner, als sie ihre großteils unbewaffneten Truppen ins Heimatland Pol Pots entsandten. Alle sollten sie nach einem Jahr wieder nach Hause kommen. Von Krieg war keine Rede. Bis jetzt.

Der Tod des Blauhelm-Missionsteilnehmers Haruyuki Takata hat Japan zutiefst verunsichert. Schon sind die Eltern des jungen Polizisten unterwegs nach Bangkok, um den holzgeschnitzten, nur von einem weißen Leinentuch bedeckten Sarg ihres Sohnes auf der letzten Heimkehr zu begleiten. Über 45 Jahre lang nahmen kein deutscher und kein japanischer Soldat an Kriegshandlungen teil. Nicht anders als bei uns galt in Japan die Einsicht aus der Nachkriegszeit: „Nie wieder lassen wir unsere Söhne in den Krieg ziehen.“ Zurecht wollen die meisten Japaner von dieser Maxime nicht abrücken. Die Beteiligung an Friedensmissionen der UNO erschien ihnen nur solange sinnvoll, wie es keine Toten gab und die Gefahr einer Kriegsverwicklung ausgeschlossen war. Denn man ahnte bereits, auf welch unsicherem Parkett sich japanische Soldaten im Ausland bewegen würden. Die asiatischen Nachbarländer haben Nippons Kriegsschuld nicht vergeben. Ein tragfähiges Sicherheitsbündnis außer mit den Amerika bleibt undenkbar. Das schließlich unterscheidet die beiden Kriegsverlierer – anders als die Deutschen in Europa müssen die Japaner ohne Bündnispartner in Asien auskommen.

Doch was nützen heute noch die Zweifel? Japanische Truppen sind längst in Kambodscha. Will man sie wegen der ersten Kugeln der Roten Khmer schon wieder abziehen? Den Völkermördern nachgeben? Selbst der Pazifist auf dem Regierungsstuhl, Japans Premier Miyazawa, kann sich diese Blöße nicht mehr geben. Mit einem unnachgiebigen Pol Pot wird es nicht lange dauern, bis auch Asien sein Jugoslawien hat. Und auch die Deutschen sind nicht unbeteiligt: Auf ihre Sanitätssoldaten in Kambodscha, von Volker Rühe zu den „Engeln von Phnom Penh“ verklärt, kommt die gleiche Entscheidung wie auf die Japaner zu: Rückzug oder Schießbefehl? Georg Blume, Tokio