Das neue Gesicht Berlins – im Miniformat

■ Architekturmodell des historischen Zentrums verdeutlicht erstmals, welch ungeheures Volumen die Neubauten im Stadtkern einnehmen werden

Berlin. Die einzelnen Bauvorhaben sind größtenteils bekannt, doch das Mosaik des alten und neuen Stadtkerns von Berlin, das sie formen, war bislang kaum vorstellbar. Erstmals verschafft jetzt ein Architekturmodell Stadtplanern und Bürgern einen Überblick, wie sich die Projekte in die bestehende Bausubstanz einfügen. Auf fünfundzwanzig Quadratmetern zeigt es das historische Zentrum zwischen Chausseestraße und Mehringplatz, Potsdamer Platz und Alexanderplatz im Maßstab 1:500.

Das Modell stellt insgesamt 30 Neubauprojekte in diesem Bereich dar. Die andersfarbige Kennzeichnung der Neubauten macht auf den ersten blick den immensen Umfang der innerstädtischen Veränderungen sinnlich erfahrbar. Eine Baugeschoßfläche von fast 3,5 Millionen Quadratmetern soll um- oder neugebaut werden.

Auch Bausenator Wolfgang Nagel, der das Modell vorstellte, räumte ein, daß er das Ausmaß der „Baumassen“, die der Siegerentwurf des Spreebogen-Wettbewerbs im künftigen Regierungsviertel vorsehe, erst erkannt habe, als er in diesem Format die riesigen Klötze neben dem kleinen Brandenburger Tor gesehen habe.

Allein eine Million Quadratmeter Nutzfläche haben die Bundesbauten südlich der Spree und die Büros, Wohnungen und Gewerbeflächen nördlich davon. Im Norden wird die Stadtlandschaft dominiert vom Gebäudekomplex der künftigen Olympiahalle mit 180.000 Quadratmetern Geschoßfläche. Besonders viele Vorhaben finden sich entlang der Friedrichstraße. Von der Gestaltung des Bahnhofsgeländes über die Friedrichstadtpassagen bis hin zum Checkpoint Charlie ziehen sich die Projekte. Nagels Ziel ist eine „kritische Rekonstruktion“ des ursprünglichen Stadtgrundrisses. Am Beispiel des „Hofgarten“, eines Hotel- und Gewerbekomplexes in der Nähe des Gendarmenmarkts, erläuterte der Berliner Bausenator den Nutzen des Modells: Die Einzelpläne zeigten das Vorhaben nur isoliert. Erst das Modell mache deutlich, wie sich das geplante Gebäude in „eines der wertvollsten Ensembles Berlins“ an der Charlottenstraße einfüge. Das Modell diene so dem Ziel, nach den Schäden, die das Stadtbild im Zweiten Weltkrieg und der Nachkriegszeit erlitt, eine dritte Stadtzerstörung durch die Investoren zu vermeiden. Stefan Niggemeier