TV-Studis sollen lesen

■ Die Osi-Zeitung ist nur eins von 20 Studi-Blättern an der Freien Universität

Auf einer Sitzung des Reformkreises „Sturm für die Uni“ meinte kürzlich ein Professor, die heutigen FU-StudentInnen gehörten der „RTL-Plus-Generation“ an. Dabei gibt es für sie einiges zum Lesen, auch aus Dahlemer Produktion. Etwa 20 studentische Zeitungen existieren an der FU. Nach Erfahrungen der zuständigen Asta-Druckerei weisen die meisten eine mehrjährige Kontinuität auf. Ein regelmäßiger Schwerpunkt seien dabei Infos für Erstsemester.

Eine Brücke auch zu Gesellschaft und Medien schlagen, das will seit zwei Jahren die OZ, die studentische Zeitung des Otto- Suhr-Institutes. Nach einem umstrittenen Streik wegen der Räumung der Mainzer Straße riefen StudentInnen das Projekt 1990 ins Leben. Ihr Ziel war, die separaten Öffentlichkeiten am Osi im Dialog zusammenzuführen.

Die Gründergeneration ist inzwischen auf dem Altenteil. Stefen Niemeyer und Heiko Gothe, zwei der knapp zehn aktiven RedakteurInnen, sind stolz, den Wechsel ohne Schaden bewältigt zu haben – im Gegenteil: Die neueste Ausgabe ist mit 28 Seiten die bisher dickste gewesen.

Mit dem Selbstbewußtsein hapert es nicht: Einem Professor, der in einem Leserbrief einen OZ-Bericht kritisiert, kann es so schon mal passieren, daß ein Redakteur in einem Leitartikel die irrige Meinung des Hochschulkollegen zurückweist. „Ein bißchen zu brav“, finden dabei viele Studis die OZ, „und zu konservativ für das Osi".

Vielleicht ist der Stil die Ursache für den LeserInnen-Eindruck, es mit einem politisch klar profilierten Blatt zu tun zu haben. Aber: „Die OZ, die etwas meint, gibt es nicht“, betont Stefen Niemeyer. Sie sei ein Forum für alle und schon die Stammredaktion politisch heterogen. Auch die Kooperationsbereitschaft bei Lehrkörper und Verwaltung sei mittlerweile zufriedenstellend. Die Podiumsfunktion von Interviews, Porträts und einem Fragebogen à la FAZ dürfte ein Grund dafür sein. Die Auflage liegt mit 1.300 Stück immerhin im Spitzenbereich von Studi-Zeitungen an der FU.

Mit „immer willkommenen“ neuen AutorInnen ließe sich das Spektrum der Meinungen und Themen in der OZ gewiß noch erweitern. Der bisherige Rahmen, etwa: „Politologie am Osi und anderswo“, wurde jüngst in einem Editorial bekräftigt. Dagegen ist der Blick auf andere Teile der FU weniger ausgeprägt. An einem Fachbereich, auf dessen in Europa einzigartige Größe und Ausstattung der konservativste Professor und die autonomste Studentin genauso stolz sind, ist die Übersicht im eigenen Hause ja auch schon schwer genug. Matthias Fink