Flügelbauten sollen in die MifriFi

■ Zelt-Protest gegen Raumnot an der Uni / Für 1300 Jura-Studenten nur drei Seminarräume / In Stellingen ist noch Platz

/ Für 1300 Jura-Studenten nur drei Seminarräume / In Stellingen ist noch Platz

MifriFi ist kein Kosename für einen Dackel, sondern eine Behörden-Abkürzung für „Mittelfristige Finanzplanung“ — in die aufgenommen zu werden für jedes öffentliche Bauvorhaben in der Hansestadt von entscheidender Bedeutung ist. Uni-Präsident Jürgen Lüthje forderte gestern auf einer Pressekonferenz der Jura-Studenten, daß der Hamburger Senat die geplanten Flügelbauten für das Uni-Hauptgebäude in diesem Jahr in besagte MifriFi aufnehmen müsse.

Die Raumsituation am Fachbereich Jura II ist aberwitzig schlecht. „Wir haben nur drei Gruppenräume für 1300 Studenten“, klagt Hendrik Prahl vom Fachschaftsrat. Der erst 1977 neugegründete Fachbereich „Reformierte Rechtswissenschaft“ ist in zwei Baracken neben dem Uni-Hauptgebäude untergebracht, die eigentlich 1982 durch feste Bauten ersetzt werden sollten. Inzwischen regnet es rein, viele Räume sind kaputt, sanitäre Anlagen zu Bruch gegangen. Wenn nun die Bibliothek die dringend nötige Erweiterung vornimmt, so Prahl, ginge dafür der einzige große Kursraum verloren.

Die Jura-Studenten haben daher zum Semesteranfang ein Zelt errichtet: Ein symbolischer Protest gegen die Enge, die quer durch alle Fachbereiche bei Studienanfängern Fluchtreflexe auslöst. Rein rechnerisch ist die Hamburger Uni zu 174 Prozent überbelegt, bei den Geisteswissenschaften sogar zu 200 Prozent. Eine Verbesserung sei dringend geboten, sagte der Uni- Präsident, wobei Neubauten wirtschaftlich günstiger wären. 5,6 Millionen Mark zahlt die Uni jährlich für gemietete Räume.

Nun ist Hochschulbaurecht höchst kompliziert. Da der Bund sich zur Hälfte an den Kosten beteiligt, müssen alle Einzelprojekte in mühseligen Verhandlungen über sogenannte Rahmenpläne durchgefochten werden. Beim 22. Rahmenplan gingen die alten Bundesländer fast leer aus, Hamburg mußte auf 50 Millionen Mark verzichten und konnte nur notdürftigste Maßnahmen durchführen. Für den nun folgenden 23. Rahmenplan (1994 bis 1997) hat die Hansestadt neben den aufgeschobenen Projekten auch den Neubau einer Mensa an der Sedanstraße und die besagten Flügelbauten angemeldet. Auf deren 7000 Quadratmetern hätten neben den Juristen auch noch andere Fachbereiche Platz. Damit Bonn diese Pläne ernst nimmt, so der Appell des Uni-Präsidenten, müßte Hamburg sie auch in die eigne Finanzplanung aufnehmen.

1In der Wissenschaftsbehörde zeigte man sich gestern etwas verschnupft über die Klagen. Der Fachbereich Jura II habe nie auf einer Prioritätenliste gestanden, sagte Behördensprecher Jenspeter

1Rosenfeld. Außerdem bekomme die Uni derzeit 15 000 Quadratmeter dazu. Das stimmt. Einziger Haken an der Sache: Der Löwenanteil dieser Flächen befindet sich mit fast 10 000 Quadratmetern in dem still-

1gelegten Philips-Werk in Stellingen. Da Pendeln zwischen den Vorlesungen hier unzumutbar ist, müßte nach den Informatikern ein weiterer kompletter Fachbereich in den Norden ziehen. Kaija Kutter