„Diese Sache ist offensichtlich noch nicht zu Ende“

■ Soll Vignetten-Krause zurücktreten?/ Während Mecklenburgs CDU-Landesverband ihm die Treue hält, ist Seite zurückhaltender

Bonn/Schwerin (dpa/AP/taz) Muß er nun zurücktreten oder nicht? Wäre die Stimmung unter den ostdeutschen PolitikkollegInnen ausschlaggebend, so bliebe es für Günther Krause bei einem Unentschieden. Besorgte Anteilnahme für den Verkehrsminister wechseln mit verzagter Unentschlossenheit oder rigiden Rücktrittsforderungen. Auffallend jedoch bei allem Gemunkel: Die überwiegende Mehrheit der ostdeutschen ChristdemokratInnen steht nach wie vor geschlossen hinter ihrem Mann in Bonn.

So nannte es die sächsische CDU-Abgeordnete Maria Michalk gestern fatal, wenn mit Krause der einzige gehen müsse, der sich seit der Wende an oberster Stelle für ostdeutsche Interessen eingesetzt habe. Und auch der Generalsekretär des CDU-Landesverbandes Mecklenburg-Vorpommern, Günter Reitz, erklärte, Krause solle „offenbar abgeschossen“ werden. Die mecklenburgische CDU wisse, so Reitz, daß sie mit Krause einen tüchtigen Vorsitzenden und einen kompetenten Verkehrsminister habe, der in Bonn für Deutschland und Mecklenburg-Vorpommern Politik mache.

Als belastend für Mecklenburg- Vorpommern bezeichnete hingegen Ministerpräsident Berndt Seite (CDU) die Vorwürfe gegen Krause. Das Schlimme sei, „daß die Sache um Krause offensichtlich noch nicht zu Ende ist“, meinte er. Die Bevölkerung in Mecklenburg- Vorpommern sei verwundert bis empört. Eine für den 17. April vorgesehene Vorstandssitzung der Landes-CDU zur Klärung der Vorwürfe gegen Krause soll möglicherweise vorgezogen werden.

Zögerlich hingegen andere CDU-Kollegen. Einen Tag bevor sich heute der Treuhandausschuß des Bundestages mit den Vorwürfen gegen Krause in Zusammenhang mit dem Elbo-Skandal befaßt, wollten sie gestern erst einmal abwarten.

Reitz schloß in diesem Zusammenhang „mangelnde politische Sensibilität“ bei Krause nicht aus. Und auch Rainer Eppelmann (CDU) vermißte bei Krause „nötiges Fingerspitzengefühl“, wenn die Vorwürfe in der „Putzfrauen-Affäre“ zutreffen sollten. Bis zur Aufklärung der Vorwürfe wolle er aber nicht den Rücktritt fordern.

Für Krauses Abgang votierten hingegen die beiden ostdeutschen FDP-Parlamentarier Jürgen Schmieder und Heinz-Dieter Hackel. Nach Meinung von Hackel erinnert Krauses Verhalten „an die SED-Größen, die in der Vergangenheit ihre Stellung ausgenutzt und sich Privilegien angemaßt haben“. Krause ging unterdessen wie gewöhnlich seinen Amtsgeschäften nach und absolvierte eine Reihe von Terminen.