Wie sag ich's meiner Senatorin?

Das Frauenressort hat gekreißt und gebar — einen Fragebogen. Eine ganze DIN-A4-Seite habe ich zur Verfügung, um meiner Senatorin endlich einmal zu sagen, was ich ihr schon immer sagen wollte: Wie ich mich bei einem nächtlichen Angriff wehren würde (keine Ahnung), ob ich nachts Taxi fahre, um sicher nach Hause zu kommen (zu teuer), oder ob ich Frauenparkplätze für überflüssig halte (es gibt überflüssigere Dinge). Das ist nun die lang angekündigte Fragebogenaktion aus dem Hause Uhl zur persönlichen Sicherheit von Frauen.

Wie aber teile ich meiner Senatorin mit, daß der Mann, der mich neulich bedroht hat, mein eigener Nachbar war (es geschah auf dem Hausflur), oder daß mein Vorgesetzter mich jetzt schon zum dritten Mal im Büro belästigt hat?

Dieser Fragebogen spiegelt das Bild des schwarzen Mannes hinterm Busch. Ein untypischer Täter, wie jeder Kriminologe weiß. Wenn die Auswerterinnen schließlich herausfinden, daß 50 Prozent aller Bremerinnen über 50 sich nachts nicht aus dem Haus trauen, wissen sie noch nichts über die reale Gefährdung für Frauen. Sie wissen nur etwas über die Ängste, mit denen sie leben — und eingeschüchtert werden. Diemut Roether