Wo gibt's Hilfe, wenn's mal richtig brennt?

■ CDU moniert Sparpolitik bei der Versorgung von Brandverletzten / Gesundheitsbehörde: Schon 1994 ist alles in Ordung

/ Gesundheitsbehörde: Schon 1994 ist alles in Ordnung

Um die medizinische Versorgung von Brandopfern ist erneut ein Streit entbrannt: Die CDU wirft der Gesundheitsbehörde eine unverantwortliche Sparpolitik vor. Statt zusätzliche Betten für Schwerstbrandverletzte geschaffen zu haben, sei das staatliche Angebot auf „Null“ geschraubt worden.

Zur Erinnerung: Vor 17 Jahren gibt es beim Probelauf der neuen Kesselturbine des Container-Schif-

1fes „Anders Maersk“ eine Explosion. Kochendheißer Dampf strömt aus dem Kessel und verbrüht mehr als zwei Dutzend Blohm & Voss- Arbeiter. Rettungswagen bringen die Schwerverletzten ins Hafenkrankenhaus. Doch die ÄrztInnen sind machtlos, können den verbrühten Männern nicht helfen, da es an den speziellen Behandlungsboxen mangelt. Elf Werftarbeiter sterben in den kommenden Stun-

1den an ihren schweren Verbrennungen. Vielen hätte geholfen werden können, wenn ein ausreichendes Angebot an Brandbetten zur Verfügung gestanden hätte.

Der Unfall auf der „Anders Maersk“ und der Absturz eines „Pan-International“-Jets 1973 bei Hasloh zwang die Gesundheitsbehörde zum Handeln. Der damalige Gesundheitssenator Peter Nölling sicherte in einem Schreiben an die Notärzteschaft Abhilfe zu: „So wurde anläßlich der durchgeführten Erhebung festgestellt, daß im Versorgungsbereich unserer Stadt Verbrennungsverletzte, die einer Sonderbehandlung bedürfen, selten einzeln eingeliefert werden. Zumeist handelt es sich um kleinere oder größere Gruppen von Menschen, die bei Schiffs- oder Gebäudebränden, Flugzeugabstürzen oder Explosionen schwere Verbrennungen erlittten haben.“ Nöllings Zusage: In vier Krankenhäusern werden Intensivstationen mit zwei bis drei Betten für Verbrennungsverletzte eingerichtet.

Brandbetten sind hochmoderne Einrichtungen der Intensivmedizin. In diesen Behandlungsboxen werden die Schwerstverbrannten, deren Schutzschild „Haut“ zu großen Teilen zerstört ist, steril und keimfrei gehalten. Diese Boxen sind voll klimatisiert, halten konstant eine Temperatur von 36 Grad, weil der Patient die notwendige Körperwärme wegen der Hautverbrennungen nicht selbst erzeugen kann.

1982 eröffnete dann Gesundheitssenatorin Helga Elstner tatsächlich im AK St. Georg zwei neue Brandbettenstationen. Weitere drei Brandbetten wurden im Unfallkrankenhaus Boberg in Betrieb genommen. Statt des versprochenen Ausbaus in Hamburg setzte aber bald wieder der Kahlschlag ein. Bereits 1989 schloß St. Georg seine beiden 550000 Mark teuren Einrichtungen wieder. Grund? „Die schlechte Personalsituation in der Intensivpflege“, so die Gesundheitsbehörden-Sprecherin Christina Baumeister zur taz. Und auch die versprochenen sechs weiteren Brandbetten in Boberg sind bislang nicht eingerichtet worden.

Die Gesundheitsbehörde sieht dennoch keinen Grund zur Aufregung. Baumeister: „In Boberg sollen bis Ende 1994 sieben weitere Brandbetten eingerichtet werden.“ Dann würden in Hamburg insgesamt zehn Einrichtungen für die unmittelbare Erstversorgung bereitstehen. Überdies würden in Boberg 20 weitere Brandbetten für die Folgebehandlung (plastische Chirurgie) bereitgestellt. „Dann gibt es im Prinzip in Hamburg 30 Behandlungsplätze für Verbrennungsopfer“, rechnet Frau Baumeister.

Nach Auffassung der Behördensprecherin sei es auch für eine Industriestadt wie Hamburg nicht möglich, ganz alleine auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein. Deshalb gebe es eine zentrale Anlaufstelle. Sind in Hamburg alle Brandbetten belegt, würden die Verbrennungsopfer per Rettungshubschrauber bis nach Nordrhein-Westfalen verlegt. Baumeister erklärt: „In den letzten Jahren waren in der Bundesrepublik nie alle Brandbetten belegt.“ Doch ein Transport bedeutet Zeitverlust. Da setzt die Kritik von CDU-Gesundheitssprecher Dr. Sieghard-Carsten Kampf ein, denn: „Für Verbrennungsopfer sind die ersten 48 Stunden der Behandlung entscheidend.“ Kai von Appen