Haushaltswunderästhetik

■ Feldforschung Hausfrauenkunst: Mother's little helpers / absurde Geräte

Zur Erinnerung: Die Ausstellungsreihe „Feldforschung Hausfrauenkunst“ in der Bremer Schlachthof-Galerie hat nichts zu tun mit Trockenblumenbestecken und getöpferter Selbstverwirklichung. Rund 20 KünstlerInnen verarbeiten in neun Einzelausstellungen wenig zimperlich ihr mehr oder weniger gespaltenes Verhältnis zu den alltäglichsten Verrichtungen im Haus. Sie rechnen ab, sie karikieren, sie heben ein Tabuthema an die Öffentlichkeit, ein mindestens ebenso ewiges Thema wie die Liebe.

Und irgendwie gehören Haushalt und Liebe auch zusammen... Anja Schindler und Matthias Träger, für die Ausstellung mit dem Thema „absurde Haushaltmaschinen“ verantwortlich, fanden ihre gemeinsame Leidenschaft für das Kunstobjekt Spülbürste so verbindend, daß sie während der Vorbereitungen zur Ausstellung den Bund der Ehe eingingen und mit Nachwuchs besiegelten — was sie immerhin so wichtig finden, daß sie es in ihre Künstlerbiographien aufgenommen haben.

Anja Schindler hat offenkundig die Spülbürste und andere Haushaltsgegenstände an den Nagel gehängt. Beispielsweise, indem sie schwarze Farbe darübergoß und sie vor blutschwarzem Höllengrund eine Parade maschieren läßt. Gleiches tat sie Holzwäscheklammern an einer Wäscheleine an. In babyrosa Farbe erstarrten Herrensocken und —Unterhosen.

Witzig, ihre verhältnismäßig riesigen, wie Bronzeskulpturen anmutenden Besteckkarikaturen aus Maschendraht, Gaze und schwarzbunter Tempera. Messer, Gabel und Löffel, ein Quirl und ein Pfannenheber — auf das Wesentliche beschränkt, wurzeln sie in quaderförmigen Podesten und ragen zittrig-bizarr in die Höhe.

Matthias Träger trägt's mit Humor. Er machte aus der Not eine Tugend und entwarf eine Reihe von „Spülbürstissimos“ mit fotografisch bebilderten Gebrauchsanleitungen. Beispielsweise ist da die „Vario-Turbo“-Variante, die dort, wo ein Hand-Sahnequirl seine beiden Quirle hat, zwei Spülbürsten trägt. Nur an der Handkurbel drehen und schon...

Dann gibt es da noch die „brush and dry“-Bürste, mit integriertem Handtuch im Griff, die selbstschwimmende „Nautika“ am Plastikkrokodil und — ein Meisterwerk der Maschinenbaukunst — die „Wankelborsten-Spülissimo“, die, an einer Kurbel betrieben, lange Borstenbüschel in verschiedenen Richtungen auf und abbewegt.

Die transportable „Voyage“ ist in ihre Einzelteile zerlegt und in eine Art Näh-Necessaire aus Samt gesteckt.

Wer eine Ader hat für diesen verspielten Blödsinn, hat den ganzen Tag noch etwas zu lachen. Wer zum Diskussionsthema „Was ist Kunst“ eine Neigung verspürt, den versorgen die erfindungsreichen Spülbürsten mit reichlich Gesprächsstoff. Beate Ramm

Noch bis zum 11.4. in der Schlachthof-Galerie