Zigaretten-Mafia aus dem Osten

■ Eine Milliarde Steuerverlust / Deutscher Zoll: Mafia im Anmarsch

Der deutsche Zoll hat neue Gegnerinnen: Straff organisierte Banden von Zigarettenschmugglern, die in den neuen Bundesländern schon seit dem Fall der Eisernen Vorhangs ihr Geschäft machen, haben 1992 auch auf dem westdeutschen Markt operiert. Eine polnisch-deutsche und eine russische Zigaretten-Mafia mit vietnamesischen Helfern bescherten dem Fiskus Steuerausfälle von mindestens einer Milliarde Mark. Den Händlern gingen Warenwerte in ähnlicher Höhe durch die Lappen.

65 Millionen illegal eingeführte Zigaretten fielen Zollfahndern 1992 in den alten Bundesländern in die Hände, das Fünffache des Vorjahres. „Und das stellte wohl nur die Spitze des Eisbergs dar. Hier geht es mit dem Überschwappen des Zigarettenschmuggels aus dem Osten jetzt erst richtig los“, gibt sich Ingo Harms von der zuständigen Oberfinanzdirektion Hannover pessimistisch.

Die Auflösung der GUS-Streitkräfte — sie dürfen seit geraumer Zeit unbegrenzt steuerfreie West- Zigaretten beziehen — schlage ebenso durch wie die zunehmende Mobilität polnischer Händler. Der Hannoveraner Zollfahnder Kling: „Die Hauptorganisatoren und Finanziers der ersten Ebene vermutlich mit Sitz in Polen, bringen ihre ihre Zigaretten über eine Verteilerorganisation nach Deutschland. Die gewerbsmäßigen Hehler sind dann oft aus Polen stammende deutsche Staatsbürger.“

In der Phantasie der Fahnder entsteht die Mafia schon riesengroß: „Wenn über diese Kanäle auch Waffen, Falschgeld und Rauschgift in den Westen kommen, dann haben wir hier wirklich das Chaos.“ Werner Herpell/dpa