Die Sauberkeit wird den Kliniken zu teuer

■ Hamburgs Krankenhäuser wollen 370 Stellen beim Reinigungspersonal abbauen / ÖTV warbt vor Hygienemängeln

beim Reinigungspersonal abbauen / ÖTV warnt vor Hygienemängeln

Vor einem Abbau des Hygiene- und Sauberkeitsstandards in Hamburgs Krankenhäusern hat die Gewerkschaft ÖTV gewarnt. Anläßlich eines gemeinsamen Workshops mit dem Amt für Arbeitsschutz zum Thema „Reinigungskräfte im Krankenhaus“, der gestern in der Frauenklinik des Universitätskrankenhauses stattfand, kritisierte die ÖTV die vom Landesbetrieb Krankenhäuser geplanten Einsparungen von 370 der 1800 Reinigungskräfte durch „Leistungsverdichtung“.

Nach den jüngsten Plänen wollen die staatlichen Krankenhäuser durch die Personalreduzierung jährlich sieben Millionen Mark einsparen — allein drei Millionen Mark durch Leistungsverdichtung. Im Klartext: Wenn eine Reinigungskraft nach den jetzigen „Reinigungsrichtlinien“ pro Stunde rund 90 Quadratmeter Fußboden säubern muß, soll sie künftig zunächst 155 Ouadradmeter reinigen. Laut ÖTV ist allerdings angestrebt, mittelfristig das Reinigungspersonal innerhalb von 60 Minuten über 205 Quadratmeter zu scheuchen.

In den Verhandlungen mit der ÖTV hat der Landesbetrieb für den Fall, daß der Gesamtpersonalrat die Zustimmung zu neuen „Reinigungsrichtlinien“ verweigert, damit gedroht, private Anbieter mit der Säuberung der Kliniken zu beauftragen, um so das gesetzte Sparziel zu erreichen, so die Gewerkschaft. Hamburgs ÖTV-Vizechef Wolfgang Roose: „Hier soll die proklamierte Frauenförderung ins Gegenteil verkehrt werden. Durch eine Auftragsvergabe an Fremdfirmen werden sozial abgesicherte Arbeitsplätze im öffentlichen Dienst überwiegend durch solche unterhalb der Sozialversicherungsgrenze ersetzt.“

Roose kritisierte überdies, daß durch den Einsatz von Fremdfirmen der Arbeitsschutz überhaupt nicht mehr gewährleistet werden könne. Schon jetzt gebe es Defizite im Arbeits- und Gesundheitsschutz, die es abzubauen gelte. Arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchungen, Aufklärung im Umgang mit gefährlichen Materialien sowie die ergonomische Gestaltung von Arbeitsmitteln seien nicht ausreichend gewährleistet. „Reinigungsarbeit ist körperliche Schwerarbeit“, ergänzt der Gesamtpersonalratsvorsitzende, Dr. Robert Pfeiffer. „Zusätzlich drohen Infektionen durch Gefahrstoffe.“ Der Gesundheitszustand der Kolleginnen sei allgemein schlecht, mehr Gesundheitsförderung dringend erforderlich.

Aufgrund der im öffentlichen Dienst geringeren Personalfluktuation und der konsequenten Überwachung durch die Personalräte sei allerdings die Einhaltung der Schutzvorschriften heutzutage eher gewährleistet, als wenn unerfahrenes Reinigungspersonal von Fremdfirmen für die Hygiene in Kliniken verantwortlich ist. Kai von Appen